Es packt mich die Wut...

Mich packt die Wut, wenn ich den Medien entnehme, daß ausgerechnet die Politiker, deren Verhalten das rechte Spektrum immer wieder zu Ausschreitungen ermutigt hat, ihre Betroffenheit zum Ausdruck bringen. [...] Die Tat in Solingen ist ein Denkzettel für alle Politiker, die geglaubt haben, mit der Änderung des Artikels 16 GG ein Problem lösen zu können. Der Anschlag zeigt, daß sich der Haß keineswegs nur auf Asylsuchende beschränkt, vielmehr Ausländer generell meint. [...]

Es packt mich die Wut, wenn ich die Forderung der türkischen Regierung höre, man solle vor jedes Haus, in dem Türken leben, einen Polizisten stellen. Die Frage, Herr Inönü, was soll mit den anderen Ausländern geschehen? Ich möchte keinen Polizisten vor meiner Wohnungstür. Ich will frei und ohne Angst leben, und zwar ohne Polizeischutz.

Es packt mich die Wut, wenn ich bei Demonstrationen in Solingen und anderswo nationalistische Parolen der Türken höre und die türkische Fahne demonstrativ vorgezeigt wird. Ich finde es geschmacklos und dem Ereignis nicht angemessen. Fünf Menschen sind ermordet worden. Dabei ist es doch unerheblich, ob es sich bei den Opfern um Türken oder Angehörige anderer Nationalitäten handelte.

Der Vorschlag, die Randalierer ausweisen zu wollen, zeigt, wie unverfroren und formal sich Politiker diverser Parteien zu solch einem emotionsgeladenen Ereignis äußern. In dieser Situation mit der Keule des Ausländergesetzes zu drohen, ist aber vielleicht wegweisend für ein zukünftiges Verfahren zur Beseitigung des Ausländerproblems: Noch mehr Rechtsradikale zünden noch mehr Häuser an, was noch mehr Ausländer außer Rand und Band bringt mit der Folge, daß immer mehr Ausländer ausgewiesen werden können.

Wer auf jeden Fall bleibt, sind die Faschisten (pardon: die asozialen Einzeltäter). Wohin sollen sie ausgewiesen werden? Kibar Güler, Berlin