Der kleine Vororth

■ Wörterbuch der Welt der Moden des Reisens – letzte Folge

Yankee,

der: Touristische Leitwährung in Europa bis kurz vor dessen angekündigten Abbruch. Wurde, als der ausblieb, durch den Yen-ki ersetzt. Rechnete man zuächst 2.000 Y. auf ein Alt-Heidelberg, so wurden später 500 Yen-Ki für ein Rothenburgs- Ort geboten. Im Zuge einer erneuten Währungsrevision dürfte die Touristische Internationale sich auf die verbindliche Einführung des frischgebackenen Müller aus Ostberlin verständigen.

Yeti, der: Angestellter der Zentrale zur Förderung des Fremdenverkehrs im südlichen Himalaya mit leichter Reisetätigkeit. Angeblich ist der Y. eine haarige Angelegenheit, haust in Höhlen und ernährt sich von Yakkepeter. Wahrscheinlicher aber bewohnt er eine Doppelhaushälfte in Katmandu und muß auf seine Linie achten. Gegen Zahlung eines kleineren Geldbetrages zeigt er sich auch Südtiroler Alpinisten, sofern dies außerhalb seiner festgesetzten Bürozeiten liegt.

Zivilisation, die: Evolutionsstufe. ‘Ureinwohner in den Zustand der Z. zu versetzen ist die eigentliche Antriebsfeder jeglichen touristischen Verhaltens. Alle diesbezüglichen Bemühungen waren erfolgreich. Mittlerweile hat jedes Zimmermädchen im Senegal gelernt, daß ein Inspektorenanwärter im Liegenschaftsamt zu Mainz-Gossenheim zu den einflußreichsten Männern Mitteleuropas zählt, daß die Namen „Rudi“ und „Ruud“ bei Strafe der kulturellen Ächtung niemals verwechselt werden dürfen, und daß es von einer höchst kultivierten Zunge zeugt, wenn der Gast beim Verkosten der Süßkartoffel (Batate) den Bissen ausspuckt und „Pfui Teufel!“ ruft.

Zürich, das: Stadt an der Limmat, die, glaubt man Gottfried Benn, sich nicht etwa durch tägliche Wunder und Weihen auszeichnet, was aber nur beweist, daß der Mann nie der Einrichtung eines Nummernkontos beigewohnt hat. ‘Rosner verwies den entrückten Benn deshalb 1990 seines Hauses und in die lyrischen Schranken und ging noch einmal ausdrücklich auf den Mut ein, den es koste, die Illumination einer Stadt in den Mittelpunkt der Standortwerbung zu stellen, dies zudem mittels eines so prägnanten Slogans wie „Züri brennt“. Kulinarisch erwähnenswert: das „Zürcher Geschnetzelte“. Das beste erhält man in Wohlen/AG. Karl Anton & Vororth

Graphik: Mathias Hütter