Salzburg bleibt Mozartstadt

In der österreichischen Bundesliga kam mit nahezu identischen Rollen wie in der deutschen ebenfalls ein „Herzschlagfinale“ zur Aufführung  ■ Von Wenzel Müller

Für Österreich ist und bleibt Deutschland der große Bruder, (warum eigentlich nicht die große Schwester, fragt sich die Säzzerin?) dem es nachzueifern gilt. Auch im Fußball. „Herzschlagfinale“ bei uns, schon eine Woche später folgt die österreichische Liga brav mit einem ebensolchen nach: zwischen Austria Wien und Austria Salzburg.

Die Salzburger hatten sich ohnehin schon die ganze Saison über konsequent an den Münchner Bayern orientiert; sie legten einen guten Start hin, wurden Herbstmeister und führten im Frühjahr sogar einmal mit fünf Punkten die Tabelle an. Worauf sie allerdings dem Erfolgs- und Erwartungsdruck „mental“ nicht ganz gewachsen waren. Und plötzlich stellten sie sich nicht mehr ohne weiteres ein, die Siege.

Die Wiener hatten sich eine andere Mannschaft zur willfährigen Nachahmung auserkoren: Werder Bremen, auch nicht weiter verwunderlich, kickt doch da mehr oder weniger einer von ihnen, Andi Herzog. Die Austria-Spieler gingen die Meisterschaft lässig und recht uninspiriert an, spielten nie ihre so gerühmte technische Klasse aus. Doch dann waren sie auf einmal, keiner weiß, wie sie es geschafft hatten, wieder oben. Hatten gar die Salzburger drei Runden vor Schluß überrundet, mit einem besseren Torverhältnis. Daß zu diesem Zwecke ein größeres Punktekonto gar nicht nötig ist, das hatten sie von den Bremern gelernt.

Fernduell also am letzten Spieltag, Austria Wien gegen den Lokalrivalen Rapid, Salzburg gegen St. Pölten.

Jetzt darf es keine Tändelei mehr geben, jetzt muß alles klar gemacht werden. Das sagten sich vor einer Woche die Bremer, das sagten sich nun auch die Austria- Spieler. Und die ließen sogleich Taten folgen. 11. Minute, der Litauer Valdas Iwanauskas, der sich im klaren darüber war, daß er vor den Vertragsverhandlungen mit dem Hamburger Sportverein sich möglichst noch einmal mit schönen Aktionen in diesem Spiel empfehlen sollte, wirft sich im gegnerischen Strafraum spektakulär in die Luft, erwischt so eine Flanke von Andi Ogris und donnert das Leder ins Netz.

Doch damit nicht genug, schließlich gab sich Werder in Stuttgart auch nicht mit einem 1:0 zufrieden. Die Austrianer legen noch drei Treffer nach. 4:0 endet das Wiener Derby, das 193., die Wiener Austria wird Meister, zum 21. Mal in der Vereinsgeschichte und zum dritten Mal hintereinander.

Wieder Zweiter, wie schon im letzten Jahr. Das ist die so erfolgreiche wie bittere Bilanz der Salzburger. Sie hätten den Meistertitel noch „aus eigener Kraft schaffen können“, wie es so schön heißt, aber dazu hätten sie gegen St. Pölten die neun Tore Vorsprung der Wiener wettmachen müssen. Und als sie von der frühen Führung ihrer Konkurrenten erfahren, machten sie zwar noch einen Treffer, erinnerten sich dann aber an das Spiel der Bayern in Gelsenkirchen, legten einen Gang zurück und brachten die Partie eher kräfteschonend über die Bühne.

Die (erste) große Meisterschaftsfeier in Salzburg ist ausgeblieben. Schade eigentlich. Mit 12.000 Zuschauern pro Heimspiel kann sich der Klub der größten Fan-Verbundenheit im Lande erfreuen. Und was für ein schönes Bild wäre das doch gewesen: die Mozartstadt einmal ganz im Griff der feiernden und lärmenden Fußballfans. Die bekanntlich schönste Barock-Stadt der Welt einmal ganz getaucht in ein violettes Fahnenmeer.

Salzburg-Trainer Otto Baric setzt auf die Zukunft. Mit zwei, drei neuen Spielern möchte er die Mannschaft in der nächsten Saison zusätzlich verstärken, teilte er noch am Abend des Debakels mit, und dann, im dritten Anlauf, die Meisterschaftsschale sicher nach Salzburg holen: „Die Stadt und dieses Publikum haben es verdient.“

Der Trainer der Wiener Austria – er darf gehen. Im Verlauf der Saison, als alles zunächst recht unerfreulich für den Klub verlief, hatte das Präsidium Hermann Stessl bereits zum Sommer gekündigt. Das heißt, wider den Werder-Geist handeln, und schon folgt die Strafe in Form einer überaus peinlichen Situation für die Vereinsführung auf dem Fuße.

Stessls Nachfolger ist Josef Hickersberger. Einst wechselte er als Spieler von Austria Wien nach Düsseldorf, nun geht er als Trainer den umgekehrten Weg.

Und Cordoba-Krankl? Er ist ruhiger und erfolgreicher geworden. Mit dem Zweitliga-Verein Mödling schafft er den Aufstieg.