32 Jahre Beach-Boys sind genug

■ Surf-Sound mit Strandschönheiten in der Alsterdorfer Sporthalle Von Andreas Hoffmann

„Komm Helga, wir gehen rocken“, sagte der sportive Mittvierziger und geleitete seine Ehegattin in die Alsterdorfer Sporthalle. Dort spielten am Sonntag die Beach Boys auf. Jene Band, die in den frühen Sechzigern den Surf-Sound erfand. Wer aber dachte, dort würden nur Menschen anwesend sein, die mindestens genauso alt sind wie die Herren auf der Bühne, der sah sich getäuscht. Das Auditorium wies sämtliche Generationen auf, wenn auch der leicht bauchlastige Angestellte in leitender Position, mit Hawaii-Hemd und Segelschuhen betont lässig gestylt, am häufigsten anzutreffen war.

Die Band, verstärkt durch fünf Begleitmusiker, konnte ihr Alter nicht leugnen. Viel Bewegung, aber das war auch nicht zu erwarten, brachten Mike Love, Carl Wilson, Al Jardine und Bruce Johnston nicht auf die Bretter. Für's Auge gab es andere Dinge: Neben einem einem hübschen und immer dezenten Bühnenbild sollten vor allem sechs wohlgeformte Strandschönheiten aus Kaliforniens Sonne die mangelnde Performance der senilen Herren ausgleichen. Von der ersten Nummer an (natürlich „California Girls“) unterstützten die leichtgeschürzten Tänzerinnen immer wieder den Happy-Sound der Strandjungs durch das fast zweistündige Programm.

So hatte das Publikum sofort etwas, an dem es sich hochziehen konnte, und trotz des eher dürftigen Klangbildes in der nicht einmal zu zwei Dritteln gefüllten Halle kam sogleich so etwas wie Stimmung auf. Die ebbte zwar bald ein wenig ab, die Chefsurfer versuchten sich an neuerem Material, schlug aber bald wieder höhere Wellen, als mitten im Set, en bloc, die alten Hits mit dem markanten Harmonie-Gequicke intoniert wurden. Das lockte dann doch noch einige schunkelwütige Damen und Herren zusätzlich vor die Bühne. Zuvor waren sämtliche Sitzgelegenheiten ausgebucht.

Eines aber muß man den Rock-Reliquien zugestehen: Sie wissen um ihr Alter. Sänger Mike Love persiflierte sich gar selbst, als er sich einen Stuhl bringen ließ oder als Opa am Krückstock über die Bühne eierte. Sie haben ihr Leben wohl gelebt. Man sagt den Beach Boys eine härtere Drogenkarriere als den Rolling Stones nach. Mehrfach schien die Band völlig am Ende, rappelte sich aber immer wieder auf und fistelte sich weiter durch die Rock-Geschichte. Inzwischen kann man ihnen eigentlich nur noch den Legenden-Status zugestehen. Musikalisch scheint ein neuer Tiefpunkt erreicht. Für ihr neuestes Machwerk (“Summer in Paradise“) fand sich lange keine Plattenfirma, die damit rechnete, diese Scheibe (die wievielte eigentlich?) gewinnbringend an den Mann zu bringen. Schließlich und endlich muß man sagen: 32 Jahre Beach Boys sind genug.