Apo Mail / Der Wille zum Gewissen

Vietnam gibt es nicht: Wer einen Brief an einen dort stationierten GI schickt, adressiert ihn an „Apo Mail“. In Fernsehen und Film-Vorschauen zeigt John Wayne neue Wehrdörfer für vietnamesische Bauern: Dank guter Kameraführung sehen sie so gar nicht nach Gefangenenlagern aus. „Vietnam wird nach dem Krieg so modern sein wie Japan, mindestens“, verkündet die US- Botschaft in Saigon (seit der Wende wird ähnliches hier über den Ostblock gefaselt). Oriana Fallaci, die sich an allen Helden- Fronten umtat, flog einmal einen — „vertikalen“ — Napalmbomben-Einsatz auf Vietcong-Stellungen mit. Sie sah sie am Boden sterben, aber „ich hatte keine Zeit, über sie zu trauern. Und auch keine Lust. Erst in dreitausend Meter Höhe...da spürte ich so etwas wie einen Stich. Aber kaum der Rede wert, schwächer als ein Nadelstich. Und die Nadel war nicht etwa mein Gewissen, sondern ein intellektualistischer Wille zum Gewissen.“