Die Sonne geht auf (?)
■ Die Phoenix Suns gewinnen das dritte NBA-Endspiel in Chicago mit 129:121
Berlin (taz) – Charles Barkley wurde nicht nur zum wertvollsten Spieler der NBA gewählt, anerkanntermaßen ist er auch immer gut für Zitierbares. Also sprach die „Quote-Machine“, nachdem seine Phoenix Suns das bisher einmalige Kunststück vollbracht hatten, die ersten beiden Heimspiele einer NBA-Final-Serie zu verlieren: „Wir sind in einem Loch, aber wir sind in der richtigen Verfassung für große Löcher. Wir passen gerade so in den Grand Canyon.“
Dortselbst hätte sich wohl am liebsten Kevin Johnson versteckt. Die Chicago Bulls hatten, anstatt – wie allgemein erwartet – zu versuchen, den überragenden Barkley zu stoppen, lieber das Herz der Suns-Angriffsmaschinerie, deren Spielmacher gedoppelt. Nicht nur, daß Johnson, einer der besten point guards der NBA, in den beiden ersten Spielen nur elf bzw. vier Punkte erzielte (Play-off-Schnitt davor: 18), die Bulls deckten ihn so effektiv, daß er mit neun Ballverlusten in zwei Spielen einen unrühmlichen Team-Rekord aufstellte. Und als Barkley auch noch derbe auf seinen Ellenbogen krachte, schien die Sonne endgültig unterzugehen, denn nun mußte Phoenix zu drei Spielen nach Chicago reisen und das dortige Stadion ist nicht nur eines der baufälligsten, sondern beherbergt auch das lauteste Publikum der NBA. Doch „der beste einarmige Basketballer der Welt“ (Barkley über Barkley) ließ sich das Blut aus dem Arm absaugen und machte immerhin 24 Punkte. Entscheidender war allerdings, daß Johnson (25 Punkte) zu seiner Form fand und endlich die Doppeldeckung der Bulls zu entscheidenden Pässen nutzen konnte. Und daß Distanzwurf-Spezialist Dan Majerle endlich traf: Sechs Dreipunktewürfe und insgesamt 28 Punkte.
Trotzdem stand es 103:103 nach der regulären Spielzeit von 48 Minuten. Auch die ersten beiden Verlängerungen endeten unentschieden. Die dritte schließlich brachte dank der besseren Defensive mit 129:121 den ersten Erfolg der Suns. Und die „Quote-Machine“ lief wieder an: „Der Grand Canyon ist kleiner geworden.“ to
