Kronawitter geht, der Wahlkampf kommt

Ende Juni tritt der Münchner Oberbürgermeister, der sich um ein Landtagsmandat bewirbt, zurück / Es treten an: Peter Gauweiler und der eher linke SPD-Mann Christian Ude  ■ Aus München Thomas Pampuch

Mit der Ankündigung seines Rücktritts für den 30. Juni sorgte gestern Oberbürgermeister Georg Kronawitter in München für eine gewisse Aufregung. Dabei war es weniger die Tatsache des Rücktritts als die Aussicht auf den baldigen Wahlkampf um den vakanten Posten, der die Münchner aus ihrer gemütlichen Biergartenruhe aufschreckte; ein Wahlkampf, den der bisherige zweite Bürgermeister Christian Ude, ein eher linker SPDler, gegen den profilierten CSU-Rechten und gegenwärtigen Umweltminister Peter Gauweiler ausfechten wird.

Viele in der Landeshauptstadt hatten seit längerem damit gerechnet, daß Kronawitter seine Amtszeit nicht beenden würde. Schon seit Monaten hatte der Münchner OB mit einer Kandidatur bei den Wahlen zum Bayrischen Landtag 1984 geliebäugelt. Nach insgesamt 15 Jahren im Amt (von 1972-1978 und dann, nach dem CSU-Zwischenspiel mit Erich Kiesl, wieder seit 1984) hat der 65jährige nun offensichtlich Lust, auf gesamtbayrischer Ebene seinen Populismus zum Ruhm der Sozialdemokratie zu verbreiten. „Schorschis“ Populismus hatte in den letzten Jahren innerhalb der SPD und natürlich auch bei seinen grünen Koalitionspartnern im Rathaus immer wieder für Ärger gesorgt. Als selbsternannter „Anwalt der kleinen Leute“ meinte der OB, in der Ausländer- und Asylfrage auf die Pauke hauen zu müssen. So wurde er bundesweit zu einem der bekanntesten sozialdemokratischen Kommunalpolitiker der „Das Boot ist voll“-Riege. Jedem Kritiker seiner Politik schlug er die 61 Prozent um die Ohren, die er nach den Kiesl-Jahren für die SPD eingefahren hatte.

Seit Beginn seiner dritten Amtszeit hat Kronawitter einen Kronprinzen: Christian Ude, 46, in München jahrelang als „Mieteranwalt“ bekannt, bereitet sich seit 1990 im Amt des zweiten Bürgermeisters auf die Übernahme von Kronawitters Job vor. Kronawitters Rücktritt mag auch dem Kalkül entspringen, Ude einen guten Start für den Wahlkampf um den OB-Posten zu geben. Innerhalb von drei Monaten nach Kronawitters Rücktritt muß nämlich ein Nachfolger gewählt werden. Gegner von Ude wird der andere Oberpopulist in Bayern: Peter Gauweiler, alias „Der Schwarze Peter“, derzeit bayrischer Umweltminister. Ude hat nun die Chance, endlich aus dem Schatten seines „Ziehvaters“ herauszutreten, dessen rechte Töne er manchmal eher mit zusammengebissenen Zähnen als mit Jubel über sich ergehen zu lassen schien. Eine rot-grünen Rathauskoalition dürfte bei einem Gespann Ude/Czampai (der jetzigen grünen dritten Bürgermeisterin) vermutlich mit weniger Knirschgeräuschen ablaufen als bisher.

Kronawitter seinerseits hofft wohl, auf Landesebene der SPD- Spitzenkandidatin Renate Schmidt, Wähler aus Gauweilers trüben Gewässern zuführen zu können. Die hat ihn gestern gleich als „weiteren hocherfahrenen, erfolgreichen und sehr zugkräftigen Mitstreiter“ begrüßt. Und mit Ude habe die SPD gute Chancen, die „hervorragende Leistungsbilanz von Thomas Wimmer, Hans-Jochen Vogel und Georg Kronawitter fortzuschreiben“. Worüber offiziell niemand ein Wort verloren hat gestern: Wie wohl die Republikaner im September in der Stadt und nächstes Jahr im Land abschneiden werden.