■ Cash & Crash
: Nicht einmal gemeinsam stark

Die Chefs der 32 wichtigsten Notenbanken der Welt haben eine neue Erkenntnis gewonnen: Geld ist Macht. Gegen jene Billion US-Dollar, die täglich auf den internationalen Devisenmärkten hin- und hergeschoben wird, kann eine kleine Zentralbank, wie die Bundesbank oder ihre EG-europäischen Schwestern, alleine kaum etwas ausrichten. Schlimmer noch: Nicht einmal gemeinsam fühlen sich die Notenbanker noch stark.

Der diese Woche veröffentlichte Jahresbericht der gemeinsamen Bank der Zentralbanken (BIZ – Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) liest sich wie von Goethes Zauberlehrling verfaßt: Die Geister der uneingeschränkten Freiheit, die sie selbst herbeiriefen, werden die Währungshüter nun nicht mehr los.

Die vereinten Kräfte der Spekulanten hätten der Welt die „schwerste Wechselkurs- und Devisenmarktkrise seit dem Zusammenbruch des Bretton- Woods-Systems“ beschert, jammern die Notenbanker. (Das Abkommen von Bretton Woods von 1944 sah feste weltweit Wechselkurse. Es brach 1973 zusammen, als die wichtigsten Welthandelsländer die Wechselkurse ihrer Währungen den Märkten überließen).

Und heute trifft es einen der tragenden Pfeiler der verbliebenen internationalen Währungsordnung, das Europäische Währungssystem (EWS), das seit September 1992 unter den heftigen Attacken der Spekulanten erzittert – vor allem, weil der Maastricht-Vertrag über die Währungsunion solange nichts taugt, wie sich die Volkswirtschaften eher auseinander als aufeinander zu entwickeln. Das Auf und Ab der Wechselkurse jedoch schade letztlich allen EG- Ländern, weil sie über den Handel ohnehin auf Gedeih und Verderb aneinanderhingen, meint BIZ-Generaldirektor Alexandre Lamfalussy. Er fordert, daß die anderen EG–Länder ihre Währungen wieder fest an die D-Mark binden sollen. Die werden sich das vermutlich gut überlegen – rät doch der erfolgreichste Abwertungsspekulant der New Yorker Wall Street, George Soros, angesichts der deutschen Staatsverschuldung bereits zur Flucht aus der Mark.

Die Abwertung einer Währung, ob Lira, Peseta oder Mark, schadet nach Meinung der BIZ dem Geschäftsklima – mit negativen Auswirkungen nicht zuletzt auf den Arbeitsmarkt. Dort aber soll weiter Liberalisierung als Allheilmittel gelten: Die hohen Löhne und teuren Sozial-Systeme verhinderten neue Arbeitsplätze. Vielleicht, werte Notenbanker, ja auch soziale Turbulenzen. Donata Riedel