„Wir sind sauer“

■ Diskussionsforum um § 218: Empörung, aber auch viel, viel Ratlosigkeit

„Was tun?“ war gestern die zentrale Frage und gleichzeitig einziger Tagesordnungspunkt beim Diskussionsforum über den Paragraphen 218. Geladen hatte die Landeszentrale für politische Bildung , rund 200 Frauen und eine Handvoll Männer waren in die Uni gekommen. Die Politikerinnen auf dem Podium waren nicht weniger empört über das Verfassungsgerichtsurteil als die ZuhörerInnen.

Daß das „vorbildliche“ Hamburger Familienplanungszentrum nun zur Zwangsberatung gezwungen sei, war für Krista Sager skandalös. Und dann machte die GAL-Spitzenkandidatin ihrem Zorn richtig Luft: „Wenn man da mal zurückschlagen könnte, wie wir immer wieder einen drauf kriegen“, wetterte sie und verriet ihre „heimtückischen Gedanken“: Wenn auch das geborene Leben – so wie das ungeborene – in der Verfassung größeren Schutz genießen würde als die Freiheit des einzelnen, seien Autos allein auf Grund der vielen Verkehrsopfer als verfassungswidrig zu erklären. „Damit treffen wir die Männer an ihrem empfindlichsten Punkt.“

Das Urteil sei selbst für sie als Juristin schwer zu lesen und außerdem in weiten Teilen sehr widersprüchlich, kritisierte Ulrike Mahnkopf, Leiterin des Senatsamtes für die Gleichstellung. Nun müßte frau „das beste draus machen“. Vor allem müsse in Hamburg „die Beratungsszene so erhalten bleiben wie sie ist – eine würdevolle Beratung, die die Frauen ernst nimmt“. Den Gang aufs Sozialamt, wo diejenigen, die den Abbruch nicht aus eigener Tasche zahlen können, ihre Bedürftigkeit geltend machen müssen, hält die ehemalige Richterin für problematisch: „Die Anonymität ist nicht sauber umzusetzen.“

„Wir sind sauer“, schimpfte Elke Kügler von der Pro Familia. Die geforderte ergebnisoffene, aber zielorientierte Beratung sei ein Maulkorb für die Beraterinnen: „Ab morgen müssen wir Sie zwiebeln, wenn Sie einen Abbruch wollen“.

Die Pro-Familia-Geschäftsführerin fordert die Frauen auf: „Versalzt den Geldgierigen und Engelmachern unter den Ärzten die Suppe! Meldet uns die Preise!“

Vera Stadie