Mülltonnen und Grenzsicherung

■ Nur noch 54 % Militär-Aufträge bei der Deutschen System-Technik

Mit der „Rüstungsfirma“ Deutsche System-Technik (DST) hat man im Alltag öfter zu tun als erwartet: Der Fahrplan-Computer im Hauptbahnhof etwa wurde von der DST entwickelt, ebenso die Codierte Mülltonne, die in Bremen eingeführt werden soll. Ganz zu schweigen von einem Baustellen-Verwaltungs-System, das schon im Herbst beim Stadtamt in Betrieb geht: Dann kann der Straßenbaubeamte auf dem Bildschirm sehen, welche Staus er mit welchen Baustellen anrichten würde. Gleichzeitig werden ihm die notwendigen Umleitungs-und Temporeduktions-Schilder in den Straßenplan eingeklinkt.

Vor drei Jahren bekam die Firma ihre Aufträge noch zu 80 Prozent vom Militär; heute sind es nur noch 54 Prozent. Die einstige Philips-Tochter, 1990 von zwei ehemaligen Managern übernommen, schuf sich drei neue Märkte: Verkehr, Umwelt und Industrie. Im Umweltbereich arbeitet man an einem Erkennungssystem, mit dem Papierabfälle hundertprozentig richtig sortiert werden kann. Denn die Nachfrage nach hochwertigem Recyclingpapier sei durchaus vorhanden.

Im Unterscheid zu manch anderer Rüstungsfirma, die auf Zivilgüter umsteigen will, bietet die DST keine fertigen Produkte an, sondern nur nach Kundenwünschen Maßgeschneidertes. Die Firma hat nicht nur die Entwicklungsabteilungen personell gut besetzt, sondern auch den Vertrieb. Die elektronischen Systeme stellt man auch selbst auf, MitarbeiterInnenschulungen schließen sich an.

In diesem Jahr hofft die Geschäftsleitung, erstmals in die schwarzen Zahlen zu kommen. Dringend notwendig, denn man hat sich mit 50 Millionen für die Entwicklung von Konversionsgütern ziemlich verschuldet. Um als mittelständisches Unternehmen weiter gegen die Riesen in der Elektronikindustrie zu bestehen (dazu gehört auch die Vulkan- Tochter STN), will man die Effizienz um 100 Prozent steigern — nicht zuletzt durch die Entlassung von etwa 150 der knapp 1.000 MitarbeiterInnen.

Trotz der Erfolge bei der Rüstungskonversion: Auch weiterhin will DST im Rüstungs- und Sicherheitsbereich verdienen. Die weniger werdenden Aufträge des Bundesverteidigungsministeriums versucht man durch Exporte zum Beispiel nach Korea oder in die USA aufzufangen. Die Sicherung von Kernkraftwerken, Flugplätzen und vor allem Grenzen verspricht neue Aufträge. Einen Auftrag für ein Grenzsicherungssystem hat die DST zwar noch nicht, macht der Regierung aber eifrig Vorschläge: Objekterkennung wäre zum Beispiel per Infrarot oder auch Wärmerückstrahlung möglich — beides Erkennungsmethoden aus dem Militärbereich. cis