„SPD-Heckenschützen“

■ Ralf Fücks zum Ausgang des Mißtrauensvotums

taz: Macht es Dir unter diesen Bedingungen noch Spaß, in der Ampelkoalition Senator zu sein?

Ralf Fücks: Besonders freudvoll war das nie, aber jetzt ist es weniger eine Frage von Spaß als von Kampfgeist. Im Moment bin ich noch zu wütend, um die Brocken auf der Stelle hinzuwerfen. Die Debatte war für mich ja eher ermutigend, weil sich gezeigt hat, daß es inzwischen in Bremen ganz ernsthaft um die Frage geht: Sanierungsprogramm mit oder ohne Ökologie? Der Vorstoß der CDU zielte ja auch darauf, Grün wieder an den Rand der politischen Machtverhältnisse zu drängen.

Aber was mich so wütend macht, ist, daß gleichzeitig interne Rechnungen in der SPD beglichen werden, die nach der Wahl hätten ausgetragen werden müssen. Das vergiftet das Klima in der Koalition enorm.

Und es ist offenbar etwas anderes, was am Rednerpult gesagt, und wie hinterher geheim abgestimmt wird...

Das ist ein Bankrott politischer Kultur. Es ist eine Form von Putschismus, die einen fast sprachlos macht, eine so weitreichende politische Weichenstellung auf diese Weise durchziehen zu wollen.

Interessiert es Dich, noch zu erfahren, wer Dir seine Zustimmung verweigert hat?

Weniger aus persönlichen Ressentiments, als daß es jetzt höchste Zeit ist, daß diejenigen, die in der SPD für eine große Koalition eintreten, das auch offen bekennen und aus ihrer Heckenschützenposition endlich herauskommen.

Du glaubst, daß die Stimmen bei der SPD gefehlt haben?

Es haben der Koalition rechnerisch mindestens elf Stimmen gefehlt, und die werden zum Löwenanteil aus der größten Fraktion kommen. Der politische Stil der FDP ist ein anderer.

Fragen: Dirk Asendorpf