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Vorschlag:

■ „Die Legende vom Nil“

„Was ist die ganze Zivilisation gegen dieses Wasser, diesen Himmel, dieses Licht“, schreibt Paul Klee im Dezember 1928 an seine Familie. Er befindet sich auf einem Schiff, das ihn nach Ägypten bringt. Fast 50 Jahre ist er alt. Nur ein einziges Mal, 14 Jahre zuvor, hat er Nordafrika betreten. Trotzdem durchziehen die Symbole des Orients sein gesamtes malerisches Werk.

Passagen aus den Briefen des Malers an Frau und Sohn, verwoben mit Musik und Straßengeräuschen, bilden das Gerüst von Rüdiger Sünners Spurensuche „Die Legende vom Nil“. Osiris Fahrt durch die Unterwelt, aufgeschrieben in einem altäygptischen Totenbuch, bilden den mythologischen Kontrast. Sünner zeichnet in seinem DFFB-Abschlußfilm keine Künstlerreise nach. Zwar folgt er Klees klassischer Reiseroute: von Kairo den Nil hinauf, über Luxor nach Assuan. Aber mit seinen Bildern malt er ein eigenes Ägypten. Lehmig eingefärbtes Schwarzweiß ist seine Tönung. Wie ein Blick in eine vergangene Gegenwart wirken die Aufnahmen aus dem Heute, zeitlos die Eindrücke aufsaugend, die ein unbekanntes Land dem Besucher anbietet: Menschen auf Straßen und Märkten, Jungen beim Ballspiel, Verrichtungen und Gesichter. Kein einziges Mal geht der Blick in das Innere eines Hauses. Die Kamera analysiert die vorgefundene Wirklichkeit nicht, sondern trägt Oberflächen zusammen. Klee zerlegt in seinen Bildern die sichtbare Welt in einzelne Zeichen und Symbole, die er immer wieder neu und phantastisch zusammensetzt. Sein filmischer Reisegefährte verfährt genauso. Er häuft Anschauungspartikel auf und stellt ihnen die Extrakte in neuem Gefüge gegenüber – Klees Malerei. Gerd Hartmann

„Die Legende vom Nil“: 19.45 Uhr im Sputnik Südstern.

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