Werte gegen Gewalt

■ Schulsenator Klemann bilanziert / Angleichung der Verhältnisse in West und Ost / Erste Beamtungen stehen an

Auf die Berliner Schullandschaft kommen im nächsten Schuljahr gleich drei Neuerungen zu. Das jüdische Gymnasium in der Großen Hamburger Straße beginnt am 9. August mit dem Unterricht. An drei Schulen wird ein Klassenzug eingerichtet, der ein Expressabitur anstrebt. Mit sechs Grundschulklassen startet die Europa-Schule in den Sprachen englisch, französisch und russisch.

Auf seiner gestrigen Bilanzpressekonferenz betonte Schulsenator Jürgen Klemann (CDU) die Schritte zur Angleichung der Verhältnisse in Ost- und Westberlin. In allen Bezirken gebe es Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien. Der Austausch der Lehr- und Lernmittel im Osten sei komplett, und gleiche inhaltliche und pädagogische Standards seien gesichert. „Allerdings ist die Bausubstanz der Schulen oft desolat, so daß umfangreiche bauliche Verbesserungen und Schulneubauten geplant sind.“

Klemann rechnet damit, daß im nächsten Schuljahr die ersten Lehrer aus Ostberlin beamtet werden. Nachdem die Kultusministerkonferenz die Vergleichbarkeit der DDR-Abschlüsse mit den West- Lehrämtern beschloß, müsse noch das Bundesbesoldungsgesetz geändert werden. Die Überprüfung durch die Gauck-Behörde ist bei 11.800 von insgesamt 13.500 LehrerInnen abgeschlossen. In 150 Fällen gab es Erkenntnisse unterschiedlicher Art und Gewichtung, 50 Kündigungen erfolgten bereits.

Angesichts der zunehmenden Gewalt an Schulen und in der Gesellschaft forderte der Senator mehr Erziehung und Wertevermittlung an Schulen. Auch außerhalb des Sonderprogramms „Jugend mit Zukunft“ sei Aggressivitätsabbau und Gewalt immer wieder Gegenstand von Lehrerfortbildungen und -beratungen, von Schülerwettbewerben und Projekttagen.

In jedem Fach gebe es Anknüpfungspunkte für die Vermittlung von Toleranz und friedlichem Zusammenleben, so Klemann. Schulsport trage zur Persönlichkeitsbildung bei und leiste einen Beitrag zur Werteerziehung. Ein Fach Religion/Ethik, wie seine Partei es wünscht, könne nützlich sein. Ein Modellversuch mit diesem Fach ist für das übernächste Schuljahr angedacht. Mit der Gestaltung beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe, der auch Vertreter der christlichen Kirchen und der jüdischen Gemeinde angehören. cor

Siehe Kommentar S. 21