Elton John kam, sah und flog ab

Tel Aviv (taz) – Ein paar Stunden nach seiner Ankunft in Israel war Elton bereits wieder weg. Er sollte gestern abend vor 35.000 israelischen Fans im Jarkon Park in Tel Aviv sein einziges Konzert in Israel bestreiten. Aber John fühlte sich von den Beamten am Flugplatz beleidigt, die ihm und seinen Begleitern die erwartete VIP-Behandlung nicht in vollem Ausmaß gewährten und auf das langwierige Sicherheits- und Paßkontrollzeremoniell nicht verzichten wollten. Die Polizei geleitete ihn und seine Leibgarde dann zum Hilton, wo er sich aber nur mit Mühe durch eine hysterische Menge junger Fans und Fotografen in die Lobby und zum Lift durchkämpfen konnte.

Bis zu seiner Suite, bereits mit seinem privaten Flügel ausgestattet, wollte der kunstvoll verjüngte 46jährige aber nicht mehr vordringen. Entrüstet verlangte er, sofort zum Flughafen zurückgebracht zu werden. Dort unternahm das Knessetmitglied Avrum Burg, Vorsitzender des parlamentarischen Erziehungsausschusses, einen letzten verzweifelten, aber erfolglosen Versuch, den teuren Gast zum Bleiben zu überreden. Elton wollte jedoch nur weg, schnell weg. Um Mitternacht, also zweieinhalb Stunden nach seiner Ankunft, bestieg er wieder sein Privatflugzeug und kam vor Sonnenaufgang in England an. Dort ließ er verkünden, daß sein Auftritt in Tel Aviv nicht stattfinde. Sicher ist jedoch nicht sicher.

Jedenfalls hatte der optimistische israelische Impresario Zeev Isaak gestern noch Hoffnung auf ein Wunder: Er erklärte, man könne mit einer Rückkehr Elton Johns noch vor seinem Konzert am gestrigen Abend rechnen, und alles würde sodann planmäßig verlaufen. Immerhin wurden im Vorverkauf angeblich mehr als 30.000 Karten abgesetzt, und das viele Geld müßte, falls die Vorstellung nicht stattfinde, zurückgezahlt werden. Anscheinend soll die Ungewißheit und Spannung bis zum letzten Augenblick aufrechterhalten werden. Die Bühne im Jarkon Park wird einstweilen nicht abgebaut, und die Lastautos mit Coca- Cola-Kisten rollen weiter an. Aus dem Hilton wird gemeldet, daß des Stars Suite nicht abbestellt wurde und in jedem Fall bis Donnerstag reserviert bleibt. „Ich warte auf den Messias!“ sagte Elton Johns israelischer Impresario. „Immerhin ist Israel das Land der Wunder.“ Amos Wollin