Kommerzradios vorn

■ Neue Zahlen über Radionutzung

Obwohl das volkstümliche und CDU-nahe Radio Hundert,6 weiter Marktführer der Berliner Sender ist, sollen dort von 147 Arbeitsplätzen 34 abgebaut werden. Nach den Zahlen der neuen Media Analyse (MA) 1993 hörten dem Froschfunk von Montag bis Freitag 28,7 Prozent der Berliner zu. Das sind fast fünf Prozent mehr als 1992 (23,8 Prozent). Den zweiten Platz auf der Quotenskala nimmt mit nur 17,5 Prozent die Hit-Abspulstation RTL-Radio ein, die nicht einmal ein Prozent zulegen konnte. Hörer-Einbußen mußten die öffentlich-rechtlichen Radiowellen des SFB hinnehmen, am stärksten verloren die Schunkelwelle 88.8 (von 11,7 auf 8,0 Prozent) und die Info-Welle B 2 (SFB 2) von 9,2 auf 5,6 Prozent.

Begründet wurden die Entlassungen von Hundert,6 mit den „harten Marktbedingungen“ in der Stadt sowie mit der „gescheiterten Expansion“ des Senders sowohl im Hörfunk als auch im Fernsehen. Ursprünglich hatte Hundert,6-Geschäftsführer Georg Gafron eine Ausweitung des Senders auf die neuen Länder sowie die Etablierung eines regionalen TV- Senders in Berlin angestrebt, war damit jedoch an den Lizenzgremien gescheitert. 1992 hatte der Sender mit fast 46 Millionen Mark den Löwenanteil am Werbeumsatz kassiert. Erstes Anzeichen für interne Schwierigkeiten war der Wechsel von sieben leitenden Redakteuren zum Konkurrenten Berliner Rundfunk. Auch Gründer Ulrich Schamoni hatte unlängst den Sender verlassen. Er erhielt Anfang des Jahres die begehrte regionale Fernsehfrequenz. Auch die Marketing-Chefin Rita Isa Worch verließ den Sender.

Auch wenn die Reform von SFB 2 zu B 2 und das Aufgehen von Radio 4 U in Fritz! noch nicht von den im Frühjahr erhobenen Zahlen berücksichtigt wurden, sind die Verluste des SFB von insgesamt 7,5 Prozent enorm. Auch der Rias 1 (minus 5,4) und der ORB sowie DS Kultur verloren Hörer. Nur noch ein Drittel aller Hörer schaltet öffentlich-rechtliche Radiosender ein. Bereits drei Kommerzsender haben im Osten mehr Hörer als im Westen: RTL, r.s.2 und Hundert,6. Verlierer gibt es aber auch bei den Kommerziellen: r.s.2 verlor satte 5,8 Prozent, während Konkurrent Radio energy 2,3 Prozent zulegte. kotte/dpa

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