Seit Jahrhunderten umkämpft

■ Armenien und Karabach unter fremden Herren

Armenien erlebte seine Blütezeit schon vor unserer Zeitrechnung. Etwa sechshundert vor Christus begründeten die Armenier im Mündungsgebiet des Euphrat ein Königreich, das im ersten Jahrhundert vor Christus seine größte Ausdehnung erreichte. Damals beherrschten die armenischen Könige ein Gebiet, das vom östlichen Mittelmeer im Westen bis zum Kaspischen Meer im Osten reichte.

Dreihundert nach Christus setzt sich in Armenien das Christentum durch und das Land bekommt damit eine Sonderstellung im Verhältnis zu seinen Nachbarn. Aller Bedrängnis durch die zuerst zarathustrischen, später moslemischen Völker um sie herum zum Trotz, halten die Armenier an ihrem Glauben fest. Im vierten Jahrhundert entwickelt ein armenischer Mönch ein Alphabet, um die Bibel vom Griechischen ins Armenische Übertragen zu können.

Im 11. Jahrhundert erobern die Seldschuken Armenien; unter ihrer Herrschaft setzt sich rund um Armenien der Islam endgültig durch. Seitdem in Konstantinopel die Osmanen ihr Imperium aufzubauen beginnen, ist das Gebiet Armeniens mal von den Persern, dann wieder von den Osmanen besetzt.

Lediglich Arzach, dem heutigen Berg-Karabach, gelingt es in dieser Periode wechselnder Fremdherrschaft, wenigstens eine relative Eigenständigkeit als Fürstentum zu bewahren.

Im 18. Jahrhundert erobern erstmals die Russen Ost-Armenien. Sie werden als Befreier begrüßt, und die Osmanen befürchten fürderhin eine Kollaboration der christlichen West-Armenier mit den russischen Glaubensbrüdern.

Im Jahre 1886 kommt es zum ersten großen Pogrom an Armeniern im osmanischen Herrschaftsbereich, dem rund 80.000 Menschen zum Opfer fallen. Vorwiegend kurdische Soldaten, eine Truppe, die der damalige Sultan zur Unterdrückung der Armenier gegründet hatte, tun sich dabei hervor. 1915 dient den Jungtürken um Talaat Pascha erneut der Vorwurf der Kollaboration mit den Russen als Vorwand für Völkermord. Bei der Deportation in die syrische Wüste werden über eine Million Armenier ermordet.

Als das Zarenreich zerfällt, gründen 1918 die russischen Aseris (Tataren) den Staat Aserbaidschan. Zwei jahre später marschieren jedoch die Bolschewiken in Baku ein, und Aserbaidschan wird zu einer Sowjetrepublik.

Obwohl die Bolschewiki ursprünglich Berg-Karabach und Nachitschewan der Sowjetrepublik Armenien zuordnen, werden beide Gebiete auf türkischen Druck im Rahmen des sowjetisch- türkischen Friedensvertrages 1921 unter aserbaidschanische Verwaltung gestellt. Von nun an gärt der aserbaidschanisch-armenische Konflikt unter dem Deckel der harten Herrschaft der neuen Zaren im Kreml.