■ Das Portrait
: Moshood Abiola

Das Leben von Moshood Abiola, Sieger der Präsidentschaftswahlen in Nigeria, ist aus dem Stoff gemacht, aus dem Legenden gewoben werden. Der Mann wurde 1937 in eine so arme Familie hineingeboren, daß er als Junge Feuerholz verkaufen mußte, um seine Schulgebühren zu bezahlen, er hat es aber zu einem der reichsten Männer des Öllandes Nigeria gebracht. Ihm gehören eine Tageszeitung und eine Fluggesellschaft, und im Frühjahr 1992 erteilte ihm die Regierung eine der wenigen, heiß umkämpften Lizenzen zur Ausbeutung eines Ölfeldes – ein Milliardengeschäft.

Abiola genießt den Ruf eines Wohltäters. Als großzügiger Spender wurde er populär, in verschiedenen Regionen hat er 63 Oberschulen, 41 Bibliotheken und 121 Moscheen bauen lassen. Das dürfte ein Hauptgrund dafür sein, daß der aus dem Südwesten stammende muslimische Yoruba die althergebrachte politische Vorherrschaft des Nordens zu brechen vermochte. Der SDP-Kandidat sammelte dabei auch Stimmen bei traditionell konservativen Minderheitsvölkern, die bislang stets eine Herrschaft der ökonomisch ohnehin dominierenden Yoruba hatten verhindern wollen.

Bei dem schwierigen Unterfangen, den von religiösen Konflikten zerrissenen Staat zu einen, werden dem Wahlsieger gewisse Erfolgschancen eingeräumt. Aber es fehlt Abiola an einem klaren Wirtschaftsprogramm. Seine Ankündigung, er wolle die Zinszahlungen für Nigerias Auslandsschulden reduzieren und die Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank nicht fortführen, werden von Beobachtern für unrealistisch gehalten. In seiner Forderung nach einer finanziellen Entschädigung Afrikas durch die Industrieländer für die Zeit des Sklavenhandels und des Kolonialismus ist ebenfalls keine Lösung der wirtschaftlichen Probleme Nigerias zu sehen.

Foto: Reuter

Auch die glänzende Vita hat ihre Schattenseiten. Die Blitzkarriere beim US-Multi ATT Anfang der 70er Jahre in Nigeria verdankt der Absolvent eines finanzwissenschaftlichen Studiums in Schottland eigenem Bekunden zufolge vor allem der gezielten Denunziation seines Vorgesetzten bei der ATT- Zentrale. Die Bekämpfung der Korruption, die der Bevölkerung besonders am Herzen liegt, hat in Abiolas Wahlkampf kaum eine Rolle gespielt – aus gutem Grund, wie viele meinen. Bettina Gaus