„Die besten Landesteile“ für die bosnischen Muslime

■ Verhandlungen über Dreiteilung Bosniens

Genf (taz) – Die serbische und die kroatische Führung haben am Mittwoch den internationalen Jugoslawien-Vermittlern Einzelheiten ihres Vorschlags für eine Dreiteilung Bosniens mitgeteilt. Abgeschirmt von den Medien kamen der serbische und der kroatische Präsident, Slobodan Miloševic und Franjo Tudjman, in Genthod bei Genf mit Lord Owen und Thorvald Stoltenberg zusammen. Auch der bosnische Serbenführer Radovan Karadžić nahm an den Gesprächen teil.

Obwohl Serben und Kroaten zunächst keine Karte mit ihren Vorstellungen der Aufteilung Bosniens vorlegten, versuchte Karadžić als erster, den Muslimen die mit den Kroaten vereinbarte Dreiteilung schmackhaft zu machen. Zwar würden sie nur 30 Prozent des Staatsgebietes, dafür aber „die besten Landesteile und 50 Prozent des Reichtums erhalten“. Nach den Worten des Parlamentspräsidenten der selbsternannten Republik der bosnischen Serben seien diese aber nicht bereit, einem Korridor zwischen den beiden muslimischen Gebieten zuzustimmen. Noch vor Beginn der Genfer Gespräche hat der russische Sondergesandte Witali Tschurkin einen Sieben-Punkte-Friedensplan vorgelegt. Dieser sieht zunächst eine tatsächliche Beendigung des Krieges vor. Festgestellt wird außerdem, daß es eine Legalisierung gewaltsamer Eroberungen nicht geben dürfe. Ein eventueller Gebietsaustausch soll unter internationaler Kontrolle erfolgen.

In dem an der dalmatinischen Küste gelegenen Flüchtlingslager Zivogosce konnte am Mittwoch nachmittag eine geplante Räumung des Lagers zunächst verhindert werden. Die kroatischen Behörden hatten die 460 Bewohner aufgefordert, das Lager zu verlassen und ihnen als neuen Zufluchtsort ein ehemaliges „Umerziehungslager“ auf einer Adriainsel – oder die Weiterreise nach Pakistan angeboten. Bereits in der vergangenen Woche waren 550 bosnische Flüchtlinge nach Pakistan abgeschoben worden. Seiten 8 und 10