PDS verspürt einen leichten Aufwind

■ Parteitag in Berlin beginnt heute

Berlin (taz) – Im Osten ein leichter Aufwind – im Westen ein wachsendes Interesse an der Frage „Wer oder was ist die PDS?“. Wenn heute in der Berliner Kongreßhalle am Alexanderplatz der dritte Parteitag der PDS fortgesetzt wird, werden die Strategien für das Wahljahr 1994 im Vordergrund stehen.

Der Vorsitzende Lothar Bisky verbreitet vorab vorsichtigen Optimismus. Er sieht eine „realistische Chance“, die Fünfprozenthürde sowohl bei der Europa- als auch der Bundestagswahl überspringen zu können. Erreicht werden soll dies durch „offene Listen“, das heißt, auch Nicht-PDS-Mitglieder sollen auf der Liste der SED-Nachfolgepartei kandidieren und neue Wählerschichten erschließen. Namen, wen wundert's, werden vorab nicht genannt. Nicht bestritten wird indes, daß insbesondere die Unterzeichner des Aufrufs für die Gründung der „Komitees für Gerechtigkeit“ als Kandidaten in Betracht kommen.

Das Verhältnis von rund 150.000 Mitgliedern im Osten zu etwa 1.000 im Westen wird sich auch in der Wahlkampfstrategie der PDS niederschlagen. Wahlkampf-Koordinator André Brie rechnet damit, in den neuen Bundesländern die bisherigen Wahlergebnisse halten zu können. Denkbar sei, daß die PDS mehr als 16 Prozent erreichen kann. Womit nach der Wahlarithmetik etwa ein bis eineinhalb Prozent bleiben, die die PDS im Westen erlangen muß, will sie in den Bundestag einziehen. 1990 waren es in den Altländern gerade einmal 0,3 Prozent.

Die Alternative, über drei Direktmandate im Osten ins Parlament zu gelangen, wird im Parteivorstand ebenso als „absolut realistisch“ gewertet. Bisky setzt darauf, daß sich die PDS konsolidiert hat, sich aus der politischen Isolation wenigstens teilweise befreien konnte und daß das Ansehen der PDS auch im Westen gestiegen ist: „Man spricht mit uns, mehr als öffentlich bekannt wird.“ wg