Vergeltung nach den Geständnissen von Kuwait

■ Der Angriff erfolgte, unmittelbar nachdem für das in Kuwait ermittelnde FBI die Urheberschaft Iraks am verhinderten Attentat auf George Bush nachgewiesen war

Zwei Iraker, die zusammen mit anderen die Ermordung des früheren US-Präsidenten George Bush bei dessen Visite in Kuwait im April diesen Jahres geplant haben sollen, haben nach Informationen eines kuwaitischen Sicherheitsbeamten die Verantwortung der Regierung in Bagdad eingestanden. Nach ihrem Geständnis war es der irakische Geheimdienst, der hinter ihrer damaligen Mission gestanden hat, sagte der Agent Abdul Samad Al-Schatti am zweiten Tag des Prozesses gegen die mutmaßlichen Attentäter am Samstag in Kuwait- Stadt.

Die kuwaitischen Sicherheitskräfte hätten am 15. März erstmals etwas von den irakischen Plänen erfahren. Bush war von 14. bis 16. April in das Emirat gekommen, um als Anführer der Allianz zur Befreiung Kuwaits von der irakischen Besatzung geehrt zu werden. Etwa zum gleichen Zeitpunkt erfolgten die Festnahmen.

Das Verfahren gegen die mutmaßlichen Attentäter, zwölf Iraker und drei Kuwaitis, hatte am 5. Juni begonnen; gegen einen Iraker wird in Abwesenheit verhandelt. Für zehn der Angeklagten, gegen die am heutigen Montag weiterverhandelt werden soll – darunter die beiden eingangs erwähnten Iraker –, hat die Staatsanwaltschaft bereits am ersten Prozeßtag, Anfang Juni, die Todesstrafe beantragt.

Die beiden als Anführer bezeichneten Iraker sollen bislang widersprüchliche Angaben über das Ziel ihres Einsatzes gemacht haben. So hat der eine, Raed Abdul Amir Al-Asadi, erklärt, er habe nur Sprengstoff nach Kuwait schmuggeln sollen, aber nichts von einer geplanten Ermordung Bushs gewußt. Der andere dagegen, ein gewisser Wali Abdul Hassan Al- Gasali, sagte, nur Raed habe von einem „Bombengürtel“ gewußt, der bei dem Anschlag auf Bush am Körper getragen werden sollte.

Unter dem Protest von Al- Asadi sagte nun am Samstag der kuwaitische Sicherheitsbeamte aus, dieser habe ihn erst auf die Spur des Sprengstoffs in dem sichergestellten Toyota-Jeep gebracht. „Es war sehr professionell gemacht.“ Er habe ihm auch eingestanden, daß sie bei ihrem Vordringen durch die Wüste nach Kuwait von dem Auftrag gewußt hätten, Bush zu töten. Es sei aber offengeblieben, ob dies mit dem „Bombengürtel“ oder einer Autobombe geschehen solle.

Amerikanische Regierungsbeamte hatten in den vergangenen Wochen mehrfach angedeutet, daß der Attentatsversuch einen militärischen Vergeltungsschlag nach sich ziehen könnte. Zunächst sollte aber eindeutig geklärt sein, daß eine Verbindung zwischen der irakischen Regierung und den in Kuwait verhafteten Attentätern tatsächlich bestehe. Dazu wollte man die Gerichtsverfahren gegen die mutmaßlichen Attentäter, darunter die beiden Iraker, abwarten.

Zwar sind die Verfahren in Kuwait noch nicht abgeschlossen. Inzwischen aber haben nach Angaben von US-Verteidigungsminister Les Aspin die amerikanische Bundespolizei FBI sowie der Geheimdienst CIA ermittelt, daß es an der Urheberschaft der Spitzen der irakischen Regierung keinen Zweifel geben könne. Kurz nachdem die Pläne für das Attentat aufgedeckt worden waren, flog ein Expertenteam des FBI nach Kuwait und begann eigene Ermittlungen. Sie nahmen den Jeep auseinander und überprüften seine tödliche Fracht. Zwei Monate lang verglichen die Bundesbeamten das Ergebnis ihrer Ermittlungen mit denen anderer erfolgloser oder erfolgreicher Bombenanschläge. Auch vernahmen sie alle Angeklagten, die jetzt in Kuwait vor Gericht stehen. Nach mehreren Einzelverhören habe man die Bausteine zusammensetzen können, so ein Sprecher des FBI-Teams. „Wir haben alle mehrfach verhört, und auch wenn wir nicht ausschließen wollen, daß die Angeklagten von den kuwaitischen Ermittlern gefoltert sein könnten – die Zusammenhänge mit Anschlägen anderswo in der Welt sind zu evident, als daß es sich um einen Zufall handeln könnte.“ dpa/wps