Nachrichtensperre – aber wer war der Dritte Mann?

■ Nach der Schießerei zwischen RAF und GSG-9

Karlsruhe (AFP) – Die Bundesanwaltschaft hat nach dem Schußwechsel mit den beiden mutmaßlichen RAF-Mitgliedern Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams in Bad Kleinen eine Nachrichtensperre verhängt. Ein Sprecher der Anklagebehörde weigerte sich, nähere Angaben zum Hintergrund der Festnahme-Aktion zu machen, bei der am Sonntag der steckbrieflich gesuchte Wolfgang Grams sowie ein Beamter der Antiterrorgruppe GSG-9 zu Tode kamen.

Wichtige Fragen werden durch Berichte von Augenzeugen aufgeworfen, nach denen sich Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams etwa eine Stunde vor der Verhaftung in dem Bahnhofsrestaurant mit einem Mann getroffen haben. Dabei habe das Pärchen einen Kaffee mit dem Unbekannten getrunken. Wie die taz erfuhr, konnte Birgit Hogefeld nach der Verhaftung mit ihrer Mutter telefonieren. Sie teilte ihr bei dieser Gelegenheit mit, daß auch ein Mann namens „Klaus“ aus Wiesbaden dabeigewesen sei. Da es in der Wiesbadener Szene, welche der RAF nahesteht, niemanden mit diesem Namen gibt, drängt sich der Verdacht auf, daß das BKA einen V-Mann an die beiden RAF- Kader herangebracht hatte, der jetzt geschützt werden soll.

Es gibt weitere Widersprüche: Nach Darstellung der Bundesanwaltschaft wurden die beiden Terroristen beim Verlassen des Restaurants „Waldeck“ auf dem Bahnhofsvorplatz festgenommen. Augenzeugen zufolge wurden Hogefeld und Grams dagegen im Bahnhof verhaftet. Das außerhalb des Bahnhofs gelegene Lokal „Waldeck“ sei außerdem sonntags geschlossen. Im Bahnhof selber befindet sich zwischen den Gleisen noch eine weitere Gaststätte, ein ehemaliges Mitropa-Restaurant.

Der Sprecher der Bundesanwaltschaft weigerte sich auch zu Berichten Stellung zu nehmen, daß die Festnahme zunächst für die Nacht auf Samstag geplant gewesen und verschoben worden sei.

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