Familientag

■ ... beim Hamburg-Derby: Richtig gezockt wird erst am Sonntag

Eine hundertköpfige Menschenmenge versammelt sich am Führring. Hier beim Warmlaufrund der Pferde erhofft man sich einen letzten Aufschluß, eine finale Inspiration, wer denn als erstes die Ziellinie überschreiten wird. Roß und Reiter verlassen die Manege. „Es herrschen gute Bodenverhältnisse auf der Jagd und auf der Flachbahn“, gibt der Sprecher im Hamburger Derby-Park in Horn bekannt, nennt die Nichtstarter und wünscht allen Wettern viel Glück.

Die Pferde haben die Startboxen erreicht. Letzte Gelegenheit, an die Wettschalter, die sogenannten Elektrototalisatoren zu laufen, die in den Zigarillo-Rauch-geschwängerten Katakomben der Haupttribüne und überall auf dem Gelände verteilt sind. Keine Chance mehr, in dem Gedränge an eine der auffällig vielen Würstchenbuden auf dem Gelände zu gehen. Jedoch: Kaum Andrang an den Wettschaltern beim VIP-Bereich. Es ist Mittwoch: Familientag. Die einzigen Zylinderköpfe sind die in den überall auf dem Gelände plazierten Automobilen.

Der Startschuß. Die Pferde gehen in das erste Rennen – eine Amateurveranstaltung, benannt nach dem Rennclubmitglied Otto Traun. Vor dem Horner Bogen ist „Two Pairs“ aus Dänemark in Front. Heute sind nur Rennen zweiten Ranges. Ein Tribünenbauunternehmen sponsert den zweiten Lauf, ein „Nobel-Italiener“ den dritten. Sponsor Björn Engholm, Kiel (Progammheft) oder Nachfolgerin treten erst am Sonnabend in Erscheinung – beim Preis von Schleswig-Holstein.

Die Pferde erreichen die Zielgerade. Die Stimme des Sprechers wird zunehmend hektischer. Die Zuschauer lehnen sich über die Ballustrade zur Jagdbahn. Die Pferde laufen ein: „Gale Force Aid“ vor „Two Pairs“. Wettzettel werden gezückt und die Kleingewinne aus den Totalisatorboxen abgeholt. Um richtig viel gezockt wird erst am Sonntag – beim Derby.

Kai Rehländer