Nie wieder flicken

■ Neuer Fahrradreifen vorgestellt

Vor zwei Jahren wurde der Reifen noch einmal erfunden. Das jedenfalls meint Friedrich Tutsch. Er präsentierte gestern in Vertretung seines Schwiegersohns, der gerade Vater geworden ist, den „Green-tyre“. Der Fahrradreifen wird in England hergestellt, in Deutschland von der Firma „Hato“ vertrieben und kommt ohne Luftpumpe und Flickzeug aus. Zudem: „Er ist voll recyclebar“, sagte Tutsch.

Eine Probefahrt auf Nagelbrett und Glasscherben hatte ein erstaunliches Ergebnis. Die Nägel wurden verbogen, der Glasbruch knirschte und zersprang. Dem Reifen machte es nichts aus. Also: Nervenaufreibende Pannen am Straßenrand scheinen der Vergangenheit anzugehören. Außerdem ist der „Schaumreifen“ aus Luftbläschen und Polyurethan bis zu 30 Prozent leichter als herkömmliche Gummireifen. „Labortests haben ergeben, daß die Lebensdauer eines Greentyre zwei bis drei Mal länger ist als die eines pneumatischen Reifens“, erklärte Friedrich Tutsch, der bei seiner ersten Pressekonferenz sichtlich aufgeregt war.

Der sympathische Schwabe räumte aber auch ein, daß sich ein Radler erst an die Fahreigenschaften des „Greentyre“ gewöhnen muß. „Schläge werden vom Material weit mehr aufgefangen, in der Kurve liegt man weniger auf der Seite.“ Dann demonstrierte er, wie einfach die Montage auf die Felge geht. Vom Lampenfieber etwas nervös, lösten sich die Halteschlaufen zwar wieder, schließlich saß der Reifen aber problemlos. Vor allem Eltern, die bisher die Räder ihrer Kinder reparieren mußten, wird da ein Stein vom Herzen fallen. Die Reifen sind in verschiedenen (zum Teil allerdings recht kitschigen) Farben bei Fahrradhändlern zu kaufen. Sie kosten zwischen 55 und 85 Mark pro Stück. Nach Gebrauch können sie an die Händler zurückgegeben werden, werden aber nicht in Zahlung genommen. Dennoch ist Friedrich Tutsch sicher: „Es brechen saure Zeiten für Flickzeug-Hersteller an.“ Torsten Schubert