Nachschlag

■ Tanzvorstellungen

Die LKWs aus Wuppertal stehen schon im Hof der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, aber Pina Bausch wird sie nicht auspacken. Ihr zweitägiges Berliner Gastspiel wurde am Mittwoch endgültig abgesagt. So wird es am Wochenende nun keine „Nelken“ für die Volksbühne geben.

Man habe sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht, erklärte Holk Freytag, Generalintendant der Wuppertaler Bühnen, an denen auch Pina Bauschs Tanzwerkstatt angegliedert ist, gegenüber der taz. In mehreren Nachtsitzungen wurde das Für und Wider einer kurzfristigen Absage diskutiert, Pina Bausch saß allerdings nicht mit am Tisch. „Das ist eine Frage, die die Intendanten klären mußten“, erklärte Freytag, der sich an den Boykottaufruf der nordrheinwestfälischen Theaterleiter gebunden fühlt: Solange der Berliner Senat seinen Nacht-und-Nebel- Beschluß nicht revidiert, will kein NRW-Theater zu Gastspielreisen nach Berlin aufbrechen – nicht zu den Festspielen, nicht zum Theatertreffen, überhaupt gar nicht mehr.

Viel schneller als erwartet wird der Kulturboykott nun in die Tat umgesetzt, von oben verordnet, nach oben gerichtet. Man wolle weder Castorfs Volksbühne noch das Berliner Publikum mit dieser Absage treffen, sondern allein den Senat, lautet die Botschaft aus Wuppertal. „Pina Bausch wäre wohl gerne gefahren“, muß Holk Freytag zugeben, aber man hat ihr klargemacht, daß sie – so oder so – ein kulturpolitisches Statement abgegeben hätte: „Wenn sie wirklich gefahren wäre, wäre der kulturpolitische Schaden für den Boykott einfach zu groß gewesen.“

In der Volksbühne fügt man sich ins Schicksal, die Gratwanderung zwischen Solidarität und Nießnutz ist sowieso schwierig genug. Berlin wird nun wohl ohne das Schiller Theater und ohne Pina Bausch auskommen müssen. Klaudia Brunst