Wie die Post das Schiller Theater unterstützt

■ Ab heute gelten die neuen Postleitzahlen: Bundespost wirbt mit Info-Show

Großer Intelligenztest gestern vor dem Roten Rathaus. Der Sprecher der „Bundesdeutschen Presseschau“ verliest Nachrichten zum Thema neue Postleitzahlen (PLZ), in denen Fehler eingebaut sind. Die Publikumskandidaten sollen schön laut „Halt“ ins Mikrofon rufen, wenn sie glauben, einen der Fehler entdeckt zu haben. Die Kandidatin Frau Roth steht zum ersten Mal auf einer Bühne und ruft vor lauter Aufregung fortwährend „Halt“, bis sie dann endlich richtig liegt. Nicht „Sex ist Trümpf“ ist das Motto der Info- Show der Bundespost, sondern „Fünf ist Trümpf“. Als sie dann auch noch den 1. August als falsches Datum für die Einführung der neuen Zahlen enttarnt, bekommt sie einen „Plüschrolf“.

Wer nicht das Glück hatte, bei der Info-Show als Kandidat auf den Bühnenauflieger des Highway-Trucks gerufen zu werden, konnte Maskottchen Rolf, den heißbegehrten gelben Handmutanten, auch käuflich erwerben. Aber warum zwanzig Mark berappen, wenn's die kleinere Version zum Ankletten an Schulter (für die Herrn) und Brust (für die Damen) an den Info-Ständen der Post nebst Rolf-Gummibärchen und Rolf- Abziehbildern umsonst gab.

Wenige hundert Menschen, überwiegend Rentner, Arbeitslose, junge Mütter mit Kind und erste Bierdurstige, bewegten sich gestern vormittag auf der „Zielgeraden zum Postleitzahlensystem der Zukunft“ (Pressetext der Bundespost). Mit Klettrolf auf der Schulter, Gummirolf im Mund und PLZ-Buch unterm Arm konnte dann auch nichts mehr schiefgehen beim Ausfüllen der Coupons für das Postgewinnspiel „Wie lautet die PLZ meiner Hausanschrift?“. Ein arbeitsloser Mann aus Hellersdorf, den die Post für das Abdrucken einer falschen PLZ für seine Straße schon mit zehn Gratis- Briefmarken großzügig entschädigt hatte, hatte vorsichtshalber die Zahl 12627 auf einem Zettelchen notiert, um bei der Tombola mitzumachen. Hauptgewinn: ein Nachtluftpostflug zum „Verteilstern“ für Briefe in Frankfurt. Ein 33jähriger arbeitsloser Reinickendorfer war einer der wenigen, der nicht zum Vergnügen gekommen war. Er wollte der Post handbemalte Seidenkrawatten anbieten. Ob er mit der Aufschrift „Lieber 'ne neue Krawatte als 'ne neue PLZ“ auf offene Postohren gestoßen ist, konnte bis Redaktionsschluß nicht in Erfahrung gebracht werden. Dem 21jährigen Daniel hingegen ist es gelungen, am Postfest Geld zu verdienen. Ganze 150 Mark bekommt er dafür, daß er acht Stunden lang unter der runden Figur „Wuppi“, einer undefinierbaren gelben Kugel, schwitzt. Bislang verdiente er sein Geld als Statist am Schiller Theater. wahn