CSD e.V. steht vor der Pleite

■ Vorzeitiger Abbruch des CSD-Festivals aus Geldmangel?

Im nächsten Jahr wird es voraussichtlich wieder nur eine Demo zum Christopher Street Day geben. Nach den getrennten Märschen vom Samstag haben sich die Lesben und Schwulen aber nicht etwa zusammengerauft: Nein, der CSD e.V., der den Ku'damm-Umzug veranstaltet hat, steht vor der Pleite.

Tiefrote Zahlen schrieb vor allem das mager besuchte Open-air- Festival in der Wuhlheide, das vorzeitig abgebrochen worden war. Die VeranstalterInnen hatten erklärt, sie hätten sich zum Abbruch entschlossen, nachdem die Polizei mitgeteilt habe, sie könne nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr für die Sicherheit des gesamten Geländes garantieren. In unmittelbarer Nähe der Wuhlheide hatten sich etwa 500 Neonazis zu einem „Liederabend“ versammelt. Dieser Darstellung hat die Polizei inzwischen widersprochen: „Wir haben den Veranstaltern immer gesagt, daß wir alles unter Kontrolle haben“, erklärte Polizeisprecherin Gabriela Gedaschke: „Für den Abbruch gibt es keinen vernünftigen Grund.“ Gerüchten, denen zufolge Geldnot der eigentliche Grund für den Abbruch gewesen sein soll, widersprach Thomas Tichelmann, Pressesprecher von CSD e.V., entschieden: „Finanzielle Gründe haben bei der Entscheidung keine Rolle gespielt.“ Michael Bidner vom „Bundesverband Homosexualität e.V.“ erklärte, der „eigentliche Skandal“ sei, „daß die Versammlung der Rechtsradikalen stattfinden konnte, obwohl die Polizei vorher informiert war“.

Da die Gagen trotz des vorzeitigen Endes der Veranstaltung bezahlt werden müssen, sei ein „noch nicht zu beziffernder finanzieller Schaden“ entstanden, heißt es in einer Mitteilung der Presseagentur „Pink Power“, die mit dem CSD e.V. zusammenarbeitet. Agenturchef Marc Kersten rechnet sogar damit, sein monatliches Schwulenmagazin gleichen Namens einstellen zu müssen. CSD-e.V.-Chef Hartmut Schönknecht hält sich bedeckt. Er erwarte „juristische Nachspiele in mehreren Bereichen“.

Eitel Sonnenschein herrscht beim Aktionsbündnis, das den Ost-West-Marsch initiierte. „Wir haben ein kleines Plus“, konstatiert Sprecher Carsten Schatz. Den CSD wertete er als „vollen Erfolg“. mize/ujo