Berliner Gruppen wollen Asylbewerber beraten

■ Info-Tisch vor der Zast eingerichtet / Aktionsbündnis besucht Bischof Kruse

SOS Rassismus und andere Flüchtlingsgruppen wollen an der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (Zast) einen ständigen Info-Tisch für Asylsuchende einrichten. Mehrere Flüchtlingsgruppen empfingen den gestrigen Tag über in der Spandauer Streitstraße Flüchtlinge mit Flugblättern. Es müsse eine Beratung durch nichtstaatliche Asylstellen stattfinden, „bevor Sie den Behörden gegenüber etwas angegeben haben“, heißt es darin in Landessprache. Seit 1. Juli kann die Ausländerbehörde Asylbewerber sofort in sogenannte „sichere Drittstaaten“ zurückschicken.

So wäre es beinahe einem vietnamesischen Asylbewerber gegangen, der gestern früh in der Streitstraße um Asyl nachsuchte. Der 30jährige hatte von der Tschechischen Republik aus die grüne Grenze zur Bundesrepublik überquert. Seinen Reiseweg von Hanoi über Moskau und Prag sollte der Mann vor der Behörde nicht angeben, wie er das höflich lächelnd gegenüber der taz tat – sonst ist er binnen weniger Tage wieder in der Tschechischen Republik. Die Behörde wies ihm gestern einen Platz in einem Kreis in Mecklenburg- Vorpommern zu, den er nun nicht mehr verlassen darf.

Asylsuchende wie den Vietnamesen wollen die Flüchtlingsgruppen künftig noch von der Zast aus zu einer nichtstaatlichen Beratungsstelle schicken. Sie erhalten in einem Flugblatt rechtliche Hinweise und Adressen wie die der „Heilig-Kreuz-Gemeinde“ in Kreuzberg oder der „Oase Pankow“. Dort sollen die Flüchtlinge, von Dolmetschern übersetzt, soziale und rechtliche Beratung bekommen, um überhaupt in das Asylverfahren zu gelangen. 90 Prozent der bisherigen Asylbewerber wäre dies unter der nun geltenden Abschieberegelung des neuen Artikel 16a nicht gelungen.

Rund zwanzig Aktive verschiedener Flüchtlingsgruppen beteiligten sich gestern an der Aufklärungsarbeit für die Asylbewerber. „Wir können alleine den Info- Tisch nicht regelmäßig besetzen“, sagte Reza Rassouli von SOS Rassismus dazu. SOS sucht noch Mitarbeiter. Rassouli will die Asylinformation als ständige Einrichtung organisieren. Hans-Jürgen Seuken, der Leiter des Rot-Kreuz- Wohnheimes bei der Zast, sagte der taz, daß „wir natürlich dabei helfen.“

Parallel zur Aktion in der Streitstraße suchte ein „Antirassistisches Aktionsbündnis“ die Evangelische Landeskirche auf. Landesbischof Martin Kruse solle seinen bayerischen Kollegen Hanselmann auffordern, die „Räumungsdrohung“ gegen rund 200 Roma zurückzunehmen, die sich seit 16. Mai im ehemaligen KZ in Dachau aufhalten. Die Roma kämpfen für ihr Bleiberecht. Kruse will sich heute mit Vertretern des Antirassistischen Bündnisses erneut treffen. Am Flughafen Schönefeld meldete sich gestern kein Asylbewerber. Diese sollen künftig in Baracken nahe dem Flugfeld auf die Entscheidung über ihren Antrag warten. cif

Kontakt SOS Rassismus: 200 25 46