Nachschlag

■ Häppchen und Videos im Berliner Dom

Günther von Lojewski sollte die Rede halten, bei der Präsentation des SFB-Videos „Mit Engelkranz und Krone – Der Berliner Dom“. Grund genug also, mal im Dom vorbeizuschauen, vielleicht ein wenig mit dem Intendanten zu plaudern. Über die Olympiareklame im SFB-Programm-Magazin etwa. Über TV- Programmdirektor Schättles Freundschaft zu Thick Wim Thoelke und eine eventuell damit im Zusammenhang stehende ABM-Stelle als Talk-Master für den großen alten Dummvogel des ZDF. Und auch über Jochen Sprentzel könnte man munter sprechen, gehört doch eines seiner Interviews mit Eberhard Diepgen zu den Lehrbeispielen unterwürfigster Anbiederei in der deutschen Publizistik. Leider aber versäumt es der Intendant, persönlich zu erscheinen, läßt nur grüßen und ausrichten, er habe Wichtigeres zu tun. Präsident Raddatz der Evangelischen Kirche der Union springt in die Bresche. Der nette Conferencier hält eine kurze Rede, nach der man – in Anbetracht des sakralen Ortes – ein „Amen“ nur mühsam unterdrücken kann.

Dann werden zehn Minuten des Videos gezeigt. Es scheint mir teilweise ein wenig wahllos zusammengeschnitten, entbehrt aber nicht ein, zwei unterhaltsamer Szenen. So zum Beispiel, wenn der Enkel Kaiser Wilhelms II., Prinz Louis Ferdinand, der immer schön mit „kaiserliche Hoheit“ angeredet wird, feixend den Domschatz besichtigt. Oder wenn bei der Begrüßung Kanzler Kohls am 6. Juni vor dem Dom die Hintergrundgeräusche nicht herausgeschnitten werden konnten und deutlich „Heuchler, Heuchler“-Rufe zu hören sind. Am Büfett, das zünftigerweise unter einem Abendmahlsgemälde stattfindet, schließe ich mich einem bejahrten Ehepaar an, das eher zufällig in die Veranstaltung geraten ist. Wir fachsimpeln über die Qualität der Häppchen, spotten ein wenig über die Hohenzollern, dann kippt die Dame mir Champagner über die Schuhe und auch ohne Lojewski wird es noch ein netter Vormittag. Martin Sonneborn

Die Videokassetten gibt's für 29,80 DM im Dom und im Handel