Als erste Schülerin in Elefantenbein-Hosen

■ Die Pariserinnen Julie (14) und Olivia (12) über Schulstreß, Freunde und Mode

taz: Wie sieht euer Alltag aus?

Julie: Ich habe jeden Tag von 8 bis 12 Uhr und von 13 Uhr 30 bis 17 Uhr 30 Unterricht, nur Mittwochnachmittag habe ich frei und den ganzen Samstag. Olivia ist jünger, deshalb hat sie einen Nachmittag mehr frei. Nach der Schule besuche ich meine Freundinnen, und wir hängen eine Weile zusammen. Dann spiele ich Klavier, esse und mache dann noch zwei Stunden Hausaufgaben – so bis um 23 Uhr. Am Wochenende muß ich auch für die Schule arbeiten, insgesamt komme ich da wohl auf acht Stunden.

Olivia: Bei mir ist das noch lockerer. Außerdem komme ich in der Schule gut klar. Deshalb arbeite ich samstags nie und am Sonntag vielleicht drei Stunden.

Wann seht ihr eure Eltern?

Olivia: Erst ziemlich spät. Meine Mutter kommt abends um halb acht von der Arbeit, sie ist Richterin. Mein Vater ist Architekt, er kommt noch später. Wir haben dafür aber eine Frau, die den Haushalt macht und auf unseren siebenjährigen Bruder aufpaßt. Und sonntags unternehmen wir meistens etwas mit den Eltern.

Was macht ihr mit eurem Taschengeld?

Olivia: Ich bekomme 45 Mark im Monat und Julie 60 Mark. Das ist immer gleich weg, weil wir uns Kleider oder CDs kaufen. Wir wollen gerne modisch sein, denn sonst machen sich unsere Freunde über uns lustig. Ich will wie die anderen gekleidet sein. Ich mag Markensachen, also Levis-Jeans, Kookai. Wenn ich was Unbekanntes trage, dann merken die anderen das sofort. Mir sind vor allem drei Dinge im Leben wichtig: Freundinnen, Jungen, Mode. Wir können drei Stunden lang über ein T-Shirt reden, obwohl das natürlich völlig unwichtig ist.

Julie: Bis letztes Jahr wollte ich wie die anderen aussehen, aber jetzt möchte ich etwas origineller sein. Ich hatte als erste Hosen mit Elefantenbeinen an, das ist jetzt wieder in. Doch in Paris ist es ganz schrecklich: Wenn etwas modern ist, ziehen alle das gleiche an. Neulich war ein deutscher Austauschschüler an unserer Schule, der war ganz anders gekleidet. Da haben wir lange drüber geredet.

Habt ihr Träume, was ihr später machen wollt?

Julie: Ich möchte Gartengestalterin werden.

Olivia: Ich lese und schreibe gern, deshalb würde ich gerne Schriftstellerin werden. Aber vielleicht ist das auch zu schwierig.

Was wünscht ihr euch? Was sollte in eurem Leben anders sein?

Julie: Ich möchte etwas mehr Glück in der Liebe haben.

Olivia: Ich würde gerne ein bißchen anders aussehen, damit ich den Jungen besser gefalle.

Seid ihr überhaupt an Politik interessiert?

Julie: Ich finde, wir müßten uns mehr für die unterentwickelten Länder interessieren, ihnen mehr humanitäre Hilfe zukommen lassen. Das geht nicht nur Organisationen wie das Rote Kreuz, „Médecins sans frontières“ oder die UNO an, sondern wir alle müßten etwas geben. Jedes Jahr müßte Geld und Nahrung gesammelt werden. Das sollte obligatorisch sein, so wie eine Steuer. Das Gespräch führte

Bettina Kaps, Paris