Hansapark: Delphinshow gestört

■ Tierschützer-Protest in Sierksdorf/ 1996 keine Delphinshows mehr /    Von Kai von Appen

„Das interessiert uns alles einen Scheißdreck, was ihr uns da erzählt - wir wollen die Delphine sehen.“ Der bierbäuchige Mann brüllte gestern mittag unter dem Beifall der Masse durch das Delphinarium des „Hansaparks“ in Sierksdorf - die fischigen Säuger „Daisy“ und „Peppina“ flüchteten daraufhin vor Schreck in ihr Ruhebecken. Grund des Tumults: 25 TierschützerInnen des Vereins „Oceania“ hatten den Beckenrand erklommen, um gegen die Haltung der Meeressäuger in den kleinen Becken zu protestieren und die Auswilderung“ der beiden Tiere durchzusetzen. Die Show wurde abgebrochen.

Zwei Delphine hat der Hansapark derzeit noch, sei werden täglich mehrfach mit ihren Kunststücken zur Schau gestellt. Im Februar war der dritte Delphin, „Arauka“, an einer Lungenentzündung gestorben - eine Krankheit, die Delphine nur in Gefangenschaft bekommen. Als Konsequenz kündigte der Hansapark damals an die Delphinshow mittelfristig einzustellen. Doch konkret passierte wenig.

Und das bringt die Tierschützer auf die Palme. Denn sie haben dem Hansapark-Management mehrfach angeboten, sie über wissenschaftliche Möglichkeiten einer „Auswilderung“ von „Daisy“ und „Peppina“ zu beraten. Stefan Austermühle von Ocenia: „Es gibt in England positive Erfahrungen mit der Auswilderung. Dort sind mittlerweile alle Delphinarien geschlossen.“

Als das unterhaltungswütige Volk gestern wütend über die geplatzte Show die Halle verlassen hatte, kam es zwischen den Delphin-Trainern Sebastian di Syrbe und Ursula van Stijn - der Ex-Frau des Besitzers Eddie van Stijn - und den DemonstratInnen zu einem engagierten Meinungsaustausch. Doch den Vorwurf der Tierquälerei wollten die Beiden nicht auf sich sitzen lassen. Syrbe: „Ich bin sieben Tage die Woche mit diesen Tieren zusammen. Ich liebe sie, sie sind mein Leben.“ Der Rückzieher kam prompt. „Daß ihr nichts schlechtes für die Tiere wollt, wissen wir auch. Der Hansapark ist in der Pflicht.“

Ursula van Stijn stand den Argumenten mit verhaltener Skepsis gegenüber: „Kann man ein Tier, das 20 Jahre in einen Tank gelebt hat, wieder in die freie Wildbahn entlassen?“ Die Oceania-Leute beruhigten sie: „Wir haben gemeinsam mit Greenpeace die Möglichkeit, die Delphine auf den Bahamas auszuwildern.“ Auch Ursula van Stijn mußte dann eingestehen, daß dies wohl möglich sei: „Ich will dann aber bis zum letzten Tag in der Karibik dabeisein, will wissen, daß es den Tieren gut geht.“

Hansapark Geschäftsführer Christoph-Andreas Leicht zeigte sich von der Aktion zwar überrascht, äußerte aber Verständnis. Strafantrag werde der Hansapark daher nicht stellen. Leicht: „Jede Vorführung von Tieren in einer Hälterung ist tierfeindlich.“ Daher werde Hansapark den Vertrag mit Eddie van Stijn 1995 auslaufen lassen. Leicht versprach, daß es 1996 im Hansapark keine Delphinshow mehr geben werde. Daher haben „Daisy“ und „Peppina“ vielleicht doch noch die Chance auf ein Leben in Freiheit und Meer.