Bananensperre: Protektionismus oder Befreiung?

■ Entwicklungspolitische Gruppen verteidigen die EG-Entscheidung zur Limitierung der Dollar-Bananen

Für „entwicklungspolitisch gefährlich“ hält Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD) die neue Marktordnung der EG zum Bananenimport aus Südamerika. Das „häßliche Antlitz des Protektionismus“ sah er lachen. Und Bremens größter Fruchtimporteur, Bernd-Artin Wessels, Vorstandsvorsitzender der Atlanta, sprach von einer „Diskriminierung der Fruchtimporteure“ (vgl. taz vom 1.7). Seit dem 1. Juli dürfen nur noch zwei Millionen Tonnen Bananen aus Südamerika in die EG eingeführt werden, die außerdem jetzt auch für die BRD mit einer Importsteuer belegt werden. Entwicklungspolitische Arbeitsgruppen halten dagegen: Die Importbegrenzung ist sinnvoll und wird Fruchtimporteure und Verbraucher weit weniger treffen als angenommen.

Der Streit um die Banane entzündet sich an ihren Herkunftsländern. Fast ausschließlich konnten die Deutschen bislang jährlich 1,3 Mio. Tonnen Bananen aus Südamerika vertilgen, das sind mehr als 50 Prozent der gesamten EG-Einfuhr (2,4 Mio t). Ihr droht jetzt die verordnete Konkurrenz aus den ehemaligen Kolonien von EG-Staaten in Afrika und der Karibik und im pazifischen Ozean (AKP-Bananen), die bislang ausschließlich in England, Frankreich und Italien verkauft wurden.

Ein Beispiel: Weil der deutsche Markt mit der Öffnung der Mauer noch attraktiver geworden ist (14 kg Bananen pro Jahr kommen auf einen Wessi, 27 kg auf einen neuen Bundesländler), versuchen die Südamerikaner, ihre Produktion auszubauen. In Costa Rica, dem zweitgrößten Bananenexporteur der Welt (19,7 % des Exportes im Gegenwert von 450 Mio. Dollar sind Bananen, 25 Prozent davon gehen in die BRD), hat das nach Angaben von Dr. Alois Möller von Brot für die Welt dramatische Folgen: Riesige Flächen Urwald würden gerodet. „Auf den Plantagen werden jährlich etwa 3 Mio kg Pestizide, Fungizide usw. versprüht, in der Regel aus Flugzeugen ohne Rücksicht auf die Bevölkerung“, recherchierte Möller für die Broschüre Bananen und EG-Binnenmarkt, die von mehreren entwicklungspolitischen Gruppen herausgegeben wird. Die Überdosis Chemikalien, so der Autor weiter, habe in Costa Rica bereits bei mindestens 1.500 Menschen zu Sterilität geführt. Außerdem würden zur Bearbeitung der Großplantagen illegal in den anbauländern lebende Arbeiter angeworben, die zu dumping-Preisen pflückten und den Aufbau von Arbeitnehmervertretungen unmöglich machten. Auch die entwicklungspolitische Bilanz von Bananenexportierenden Ländern ist nach Möller ernüchternd: Während die großen Anbaugesellschaften expandierten, gingen die Anbauflächen für Grundnahrungsmittel immer weiter zurück. Dagegen würden die Gewinne ins Ausland transferiert, wo die Gesellschaften ihren Sitz haben.

Gegenüber der Dollar-Banane stütze der Import der AKP-Banane andererseits kleinbäuerliche Strukturen in den Anbauländern, erklärt Rudi Pfeifer von BanaFair, einer süddeutschen Informations- und Handelsgesellschaft. Strukturierendes Element seien kleine Pflanzungen zwischen weniger als einem und maximal 10 Hektar Fläche, die die Produktionskosten für die Bananen allerdings in die Höhe trieben. Die AKP-Banane ist nicht nur wesentlich kleiner als die Dollar-Banane, sie ist auch teurer: In Frankreich, wo fast ausschließlich AKP-Bananen eingeführt und verkauft wurden, kostet nach Angaben der Süddeutschen Zeitung die Tonne statt 1.000 gleich 1.350 Mark.

Werden Dollar-Bananen jetzt teurer? „Natürlich“, sagt Fruchtimporteur Wessels, und zitiert eiserne Marktgesetze: Weil auf bundesdeutsche Marktbeteiligte nur noch etwa 730.000 t pro Jahr entfallen, geht erstens der Umsatz der Importeure um mehr etwa 50 Prozent zurück und zweitens wird die Nachfrage stärker und damit der Preis höher. Hella Lipper vom hannoveraner Nicaragua-Bananenverteiler liberacion: „eine Preissteigerung ist nur in geringem Umfang zu erwarten, wenn man bedenkt, daß die Bananen in Dänemark trotz des jetzt schon vorhandenen Zolls nicht viel teurer sind als in Deutschland und die Bananen in Osteuropa noch billiger verkauft werden.“

Mit dem Zoll auf Dollar- Bananen übrigens will die EG entwicklungspolitische Projekte in den AKP-Ländern unterstützen. mad