Jugendamt überfordert

■ Story-Dealer: Kreuzberger Rechtsamt untersuchte Verhalten der Behörde / Mitarbeiter waren für Aufgabe nicht ausgebildet

Das Rechtsamt von Kreuzberg hat vergangenen Freitag den lang erwarteten Zwischenbericht zu den Beziehungen zwischen den „Story-Dealern“ und dem bezirklichen Jugendamt dem Bürgermeister Peter Strieder (SPD) vorgelegt. Die Juristen hatten zu prüfen, ob aufgrund der öffentlich erhobenen Vorwürfe nach den von den Story-Dealern organisierten Reisen Mitarbeiter des Jugendamtes ihre Aufsichtspflicht verletzt haben. Parallel neben dem Rechtsamt ermittelt auch die Kriminalpolizei, nachdem zwei empörte Elternteile Anzeige wegen Mißbrauchs von Schutzbefohlenen und Körperverletzung erstattet haben. Diese Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Der Bürgermeister hatte angekündigt, daß er es vom Ausgang der bezirklichen Untersuchung abhängig machen wollte, ob einzelne Mitarbeiter des Jugendamtes ihren Hut zu nehmen haben oder nicht.

Die können erst einmal aufatmen. Denn der Bericht kommt zu dem Schluß, daß ein „individuelles dienstrechtlich relevantes Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter – vorbehaltlich der kriminaltechnischen Untersuchung – nicht erkennbar ist“. Die Mitarbeiter des Jugendamtes seien einzelnen Beschwerden nachgegangen und hätten, wenn sie konkrete Anfragen nicht beantworten konnten, die Eltern an die jeweiligen Betreuer verwiesen, heißt es in dem Bericht. Das Jugendamt sei dann, wenn die beschwerdeführenden Eltern sich nach diesen Gesprächen nicht mehr bei der Verwaltung meldeten, davon ausgegangen, daß die Kontroversen „befriedigend“ geklärt worden seien.

In einem weiteren wichtigen Punkt kritisiert der Bericht aber die Mitarbeiter des Jugendamts. Die Entwicklung und Gestaltung der Konzepte der Story-Dealer sowie ihre praktische Umsetzung sei von der Abteilung Jugend und Sport „nicht angemessen beeinflußt und überwacht worden“. Zur Beurteilung wäre es wichtig gewesen, wenigstens einmal an einer solchen Abenteuerreise teilzunehmen. Aber selbst wenn die Mitarbeiter des Jugendamtes dies getan hätten, heißt es im Bericht weiter, wäre zu fragen, ob den zuständigen Mitarbeitern der Verwaltung, die ihrer Ausbildung nach Sozialarbeiter sind, „überhaupt die Beurteilung derartiger experimenteller Konzepte aberlangt werden kann“. Für die Zukunft sei deshalb abzuwägen, ob nicht mit Hilfe von Hochschulen pädagogische Konzepte besprochen werden, die „eine neue experimentelle Qualität aufweisen“. aku