Rekord-Ozonloch

■ Ozonloch nun auch über dem Nordpol

Kopenhagen (taz) – Die Ozonschicht über dem Nordpol ist derzeit so dünn wie noch nie seit Beginn regelmäßiger Messungen. Aktuelle Meßdaten des Dänischen Meteorologischen Instituts auf Grönland zeigen, daß 40 Prozent des Ozons zwischen 14 und 20 Kilometer Höhe verschwunden sind. Gleichzeitig wurde eine so hohe Konzentration von FCKW- und Halongasen festgestellt wie über dem Südpol, wo jetzt regelmäßig im Frühjahr ein Ozonloch entsteht. Über dem Nordpol war die Ozonschicht bislang noch wesentlich dichter gewesen als über der Antarktis.

Das dänische Institut gibt aufgrund der chemischen Analysen eindeutig menschlicher Einwirkung die Schuld. „Der Ozonabbau ist eine Folge der Chlor- und Bromverunreinigung durch Gebrauch von FCKW und Halongasen.“ Natürliche Einflüsse, wie ein verminderter Ozonausfluß aus den Tropen zum Pol, der immer noch hohe Gehalt von Vulkanasche in der Atmosphäre aufgrund des Pinatubo-Ausbruchs vor zwei Jahren und eine kältere Wetterlage, hätten nur eine Nebenrolle gespielt. Insgesamt sei die Ozonschicht im ersten Halbjahr dieses Jahres über der Nordhalbkugel 18 bis 22 Prozent dünner gewesen als im Vergleichszeitraum 1979 bis 1988.

Noch niedrigere Vergleichszahlen waren im ersten Halbjahr 1993 über Skandinavien gemessen worden. Das schwedische Meteorologische Institut SMHI hatte teilweise Monatswerte von über 30 Prozent unter dem Vergleichszeitraum festgestellt. Ein unerklärliches und in diesem Tempo bislang nicht beobachtetes Waldsterben in einigen Bereichen Südwest- Schwedens wird von verschiedenen WissenschaftlerInnen mit den rekordniedrigen Ozonwerten in Verbindung gebracht. Reinhard Wolff