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Portrait„Hinstehen statt wegducken“

■ Hessens Oppositionsführer Manfred Kanther wird neuer Bundesinnenminister

Frankfurt/Main (taz) – „Hinstehen“ ist eine seiner Tugenden. Und Manfred Kanther (55) hat „hingestanden“ – als schneidiger Generalsekretär der hessischen CDU bis zum Sieg von Walter Wallmann bei den Landtagswahlen 1987, als sachkundiger Finanzminister im ansonsten dilettantisch agierenden Kabinett Wallmann (1987–1991) und seit dem rot-grünen Landtagswahlerfolg 1991 als Oppositionsführer im Landtag.

Und jetzt wird Manfred Kanther wieder „hinstehen“ – als Kohls Innenminister in der Nachfolge von Rudolf Seiters.

Der Bundeskanzler hat sich für einen Mann entschieden, der von Sozialdemokraten und Grünen als „Stahlhelmer“ apostrophiert wird. Der gebürtige Schlesier und „Hesse aus Leidenschaft“ gilt – wie der zurückgetretene Seiters – als Preuße mit den entsprechenden (angeblichen) Tugenden: Pflichtbewußtsein, Loyalität – und Farblosigkeit. Pflichtbewußt hatte Kanther nach dem Rückzug von Alfred Dregger aus der hessischen Politik den CDU-Landesverband wieder „auf Vordermann gebracht“. Loyal stand Kanther trotz aller persönlichen Unzulänglichkeiten und Eitelkeiten des Ministerpräsidenten als Finanzminister zu Wallmann – bis zum Untergang. Und in Wiesbaden halten ihn selbst Parteifreunde für „farblos“, weil er immer nur Wasserträger (für Dregger und Wallmann) und nie charismatischer Führer der hessischen Union war.

Manfred Kanther wurde am 26. Mai 1939 in Schweidnitz/Schlesien geboren und wuchs „nach der Vertreibung“ (Kanther) in Thüringen auf. Nach dem Abitur flüchtete er aus der „sowjetischen Besatzungszone“ (Kanther) in die Bundesrepublik und studierte in Marburg und Bonn Jura. 1970 holte ihn Alfred Dregger zunächst als Landesgeschäftsführer der CDU nach Wiesbaden. Nach zehn Jahren als „Parteisoldat“ für Dregger wurde Kanther Generalsekretär der hessischen Union und führte die Partei zum bislang einzigen Landtagswahlerfolg in der Geschichte des Landes. Kanther agierte da schon in Doppelfunktion: als Generalsekretär und als parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Landtag. Wallmann kürte Kanther 1987 zum Finanzminister. Selbst aus den Reihen der rot-grünen Opposition gab es Lob für die „korrekte Haushaltsführung“ und die „tadellose Amtsführung“ in einer Zeit, in der Kanthers KollegInnen inklusive Chef von einem Skandal zum anderen stolperten.

„Fähnleinführer“ nannte der Grüne Joschka Fischer den strammen Unionisten, als der während der Asyldebatte bereits ein „Maßnahmenbündel“ geschnürt hatte, das später Grundlage für den sogenannten Asylkompromiß wurde. Vor Jahresfrist war Kanther noch weiter gegangen: Bundeswehr an die Grenzen, zentrale Sammellager für AsylbewerberInnen, Bargeldleistungen für Flüchtlinge auf ein Minimum absenken und Arbeitsverbot für Flüchtlinge. „Nicht zu kurz greifen“ bei der Bewältigung des „Asylantenproblems“ lautete Kanthers Credo – und als CDU- Präsidiumsmitglied brachte er sein „Maßnahmenpaket“ auch in Bonn auf den Tisch. Der „Wertkonservative“ – Kanther über Kanther – kündigte auf dem letzten Landesparteitag der Union an, sich auch in anderen zentralen politischen Fragen weiter „gegen den Zeitgeist und gegen Diffamierungskampagnen“ stemmen zu wollen: „Hinstehen statt wegducken“ – in der Atompolitik, beim Einsatz bundesdeutscher Soldaten „out of area“ und vor allem in der „Asylfrage“. Klaus-Peter Klingelschmitt

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