Zehntausend Serben: „Milošević – Mörder!“

■ Demonstration in Belgrad für die Freilassung des Oppositionellen Drašković

Belgrad (AFP/taz) – Über zehntausend Menschen haben am Sonntag abend bei einer Demonstration in Belgrad die Freilassung des serbischen Oppositionsführers Vuk Drašković und dessen Frau Danica gefordert. Bei anschließenden Kundgebungen in der Innenstadt der jugoslawischen Hauptstadt forderten zahlreiche RednerInnen die unverzügliche Freilassung des Führers der oppositionellen „Serbischen Erneuerungsbewegung“ (SPO) und verurteilten vehement die Politik des serbischen Präsidenten Slobodan Milošević. In Sprechchören wurden der exkommunistische Staatschef als „Mörder“, seine sozialistische Regierungspartei als „Rote Bande“ bezeichnet. Das Ehepaar Drašković war am 2. Juni nach einer gewaltsamen Demonstration gegen die serbische Führung festgenommen worden. Dabei soll der Vorsitzende der SPO schwer mißhandelt worden sein. Am Donnerstag war Drašković in einen Hungerstreik getreten, weil die Justiz seine Freilassung abgelehnt hatte. Über 50 Menschen haben sich bis heute dem Hungerstreik angeschlossen.

In Zentralbosnien war die Lage gestern nach Angaben der UN-Schutztruppen im ehemaligen Jugoslawien (UNPROFOR) „unklar“. In der Nähe des eingeschlossenen Maglaj wird nur noch die Ortschaft Zepče von Verbänden der bosnischen Armee kontrolliert. In der südbosnischen Stadt Mostar setzten unterdessen nach Angaben des Kroatischen Verteidigungsrates (HVO) muslimanische und kroatische Verbände ihre Artilleriegefechte fort. Es habe Kämpfe im Zentrum Mostars und am nördlichen Stadtrand bei Bijelo Polje gegeben. Am Sonntag habe die Stadt Bihać unter starkem Artilleriebeschuß gelegen. Auch die ostbosnische UN-Schutzzone Goražde wurde erneut angegriffen. Siehe Seite 9