Polizeischutz für „Pferdeschinder“

■ Tierschützer-Proteste bei Luhmühlener Military-Meisterschaft angekündigt / Reitergemeinde nervös nach Buttersäure-Anschlag in der vorigen Woche    Von Kai von Appen

„Wir versuchen im Vorfeld von Luhmühlen polizeilich tätig zu werden. Und wir werden an jedem Hindernis ausreichend Polizeikräfte postieren.“ Für Polizeichef Volker Millkoweit läuft der Countdown auf Hochtouren. Seit Tagen bewachen seine Leute „rund um die Uhr“ die Reitsportanlage in Luhmühlen bei Harburg. Grund: Für die am Wochenende stattfindende Military-Meisterschaft werden weitere Tierschützer-Proteste erwartet.

Wenn am Samstag die ersten ReiterInnen mit ihren Vierbeinern auf den halsbrecherischen 6,5 Kilometer langen Parcours gehen werden, wollen sich „radikale TierschützerInnen“ im kleinen Reiterörtchen vor dem Laden „Horse and Ride“ versammeln. Unter dem Motto: „Verhindern wir das Tier-Massaker“, wollen sie zum Military-Gelände ziehen.

Nachdem im vorigen Jahr eine kurzfristige Tierschützer-Blockade des Hindernisses „Euro-Teich“ nicht verhindert werden konnte, zeigt sich die Polizei in diesem Jahr auf alle Eventualitäten eingerichtet. Millkoweit: „Wir müssen davon ausgehen, daß wir nicht alle Erddepots mit Transparenten gefunden haben. Und wir wissen, daß die unheimlich flexibel sind. Wir haben unser Aufgebot daher verstärkt.“ Dennoch ist der Reitergemeinde die Nervosität anzumerken, doch von Aktionen überrascht zu werden. So haben vergangene Woche „autonome Tierschützer“ Buttersäure auf der neuen Tribüne vergossen. 45 Feuerwehrleute waren einen Tag lang damit beschäftigt, den ekelerregenden Gestank zu neutralisieren, bevor sich die Säure in den Beton fressen konnte. Mit mäßigem Erfolg, wie gestern eine Journalistin beim Empfang bemerkte: „Das stinkt immer noch.“

Für die Tierschützer ist das Hindernis-Rennen bekanntlich „Pferdeschinderei“, die ReiterInnen halten sie für potentielle „Pferdemörder“. So brach sich beim Luhmühlener Military-Fest 1992 der US-Wallach „Seawolf“ das Genick, als er mit Reiterin Karin Reuters an einem Hindernis stürzte. Auch im Vorjahr mußte ein Pferd notgeschlachtet werden.

Military-Fetischist Günter Ballmann bestreitet, daß ReiterInnen die Pferde gegen ihren Willen über den Parcours treiben und ihren Tod billigend in Kauf nehmen. O-Ton Ballmann: „Vorsicht des Sportpartners Pferd ist für den Besitzer von hohem Wert“. Noch ein anderes Problem quält derzeit Luhmühlen. In der Umgebung sind mehrere Fälle der Pferdeseuche „Borna“ aufgetreten. Ballmann: „Man weiß von den Infektionswegen gar nichts.“ Der Harburger Amtsveterinär Dr. Ekkehardt Schubert warnt: „Es gibt weder einen Impfstoff noch eine Behandlungsmöglichkeit.“ Dennoch glaubt Ballmann, daß alle Pferde beruhigt an den Start gehen können: „Es gibt ja ohnehin keine Schutzvorkehrungen.“