Buhlen für Siemens

■ Bundesaußenminister Kinkel wirbt in Südkorea für ICE und Kohlekraftwerke

Seoul (dpa/taz) – Bei Siemens hatte man auf den gestern begonnenen Besuch von Außenminister Klaus Kinkel in Südkorea gehofft. Doch auch der FDP-Mann konnte der Regierung in Seoul noch nicht das Jawort zum ICE abringen. Mit im Rennen um den Milliardenauftrag ist noch der französische TGV, während der japanische Shinkansen von Mitsubishi bereits eine Absage erhielt.

Die sechste Neuausschreibung des ICE-Auftrags, für den sich Kinkel noch einmal mächtig ins Zeug legte, endet am 15. Juli. Danach, so ist in Korea dieser Tage zu hören, soll wirklich entschieden werden. Für das Siemens-Konsortium, an dem auch ABB, AEG, DUEWAG, Krupp, Krauss Maffei, Knorr Bremse und Linke- Hoffmann-Busch beteiligt sind, geht es zunächst um einen Auftrag in Höhe von rund drei Milliarden Dollar. 46 Züge für je tausend Personen, Fahrleitungen und Signaltechnik sind ausgeschrieben.

Die 451 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen der Hafenstadt Pusan und Seoul soll 2001 in Betrieb gehen. Den Schienenweg mit etwa 150 Kilometer Tunnel und Brücken will Korea selbst bauen.

Das Buhlen um den ICE-Auftrag ist hart. Führende Vertreter der deutschen Wirtschaft und Politiker geben sich deswegen seit 1990 in Südkorea die Klinke in die Hand. Ex-Forschungsminister Riesenhuber war zweimal dort, und auch Bundeskanzler Kohl vergaß den Großauftrag bei seinem Besuch im März nicht. Im September wird Frankreichs Präsident Mitterrand erwartet.

Für Siemens geht es in Südkorea aber nicht nur um den ICE- Auftrag. Anfang der 80er Jahre lieferte die Siemens-Tochter KWU bereits eine Brennelementefabrik für Atombrennstäbe. Südkorea hat zehn AKW, sechs sind in der Planung. Gute Chancen rechnet sich Siemens bei den geplanten 16 kombinierten Gas-Kohle-Kraftwerken aus.