Die Katze läßt das Mausen nicht

■ Die skurrilen Züge der Schalckschen Agentenmanie

Berlin (taz) – Die Katze läßt das Mausen nicht. Daß Alexander Schalck-Golodkowski, einst Stasi- oberster Devisenagent der DDR, heute Pensionär am Tegernsee, nach seiner Flucht in den Westen im Dezember 1989 sein Wissen über DDR- und SED-Interna beim Bundesnachrichtendienst ausplapperte, ist hinlänglich bekannt. Doch offenbar waren die Schalcks noch lange danach ihren neuen Herren als IMs zu Diensten. Dies geht aus dem Bericht eines BND-Beamten hervor, den dieser im März 1991 zur „laufenden Berichterstattung“ des „Herrn Präsidenten“ des BND anfertigte.

Am 18. März 1991 klingelt beim deutschen Auslandsnachrichtendienst in Pullach das Telefon. Der Beamte vom Dienst hat Herrn Schalck-Golodkowski an der Strippe. Der bittet dringend um einen Treff, alldieweil er wichtige Unterlagen zu übergeben habe. Am Nachmittag steht ein Bundes- Geheimdienstler mit dem „Arbeitsnamen Berger“ bei Schalcks am Tegernsee auf der Matte. Der Hausherr übergibt ihm Berichte seiner Ehefrau, die kurz zuvor von einer Geschäftsreise aus Osteuropa zurückgekehrt ist. Wohlgemerkt: Berichte – Plural! Offenbar haben die Schalcks selbst ihre Bemühungen, im Ost-Geschäft Fuß zu fassen, in angedrillter Manier zur geheimdienstlichen Nebentätigkeit genutzt. Leiden die Schalcks etwa an chronischer Schnüffelsucht? Agentenmanie im höchsten Stadium? thosch