Wirtschaftsgipfel wertet die Mittagspause auf

■ Wichtiges im G-7-Gipfel Tokio nur im Off

Tokio (taz) – Wenn sich die sieben mächtigsten Regierungschefs der Welt (G-7) in Tokio gemeinsam um einen Tisch versammeln, werden sie sich kaum etwas zu sagen haben. Denn alle wichtigen Themen der Weltwirtschaft sind bereits vor dem diesjährigen Gipfelspektakel (an dem die USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada teilnehmen) aus den offiziellen Runden wegverlagert worden. Und zwar entweder bis gestern tief in die Nacht in immer neue Zweier- bis Viererrunden (Gatt) oder in die Mittagspause (Entwicklungshilfe) – oder sie wurden gleich auf die Zeit „im Anschluß an den Gipfel“ terminiert (das Rußlandhilfe-Treffen mit Jelzin). Die drängendste Frage für EG-Europäer und US-Amerikaner, die der Massenarbeitslosikgkeit, wurde gleich ganz von der Tagesordnung gestrichen. Ob dieses Verfahren im Unterschied zum letztjährigen Gipfel in München nennenswerte Ergebnisse bringt, darf man nach den gestrigen Gesprächen zu neuen Spielregeln im Welthandel bezweifeln. „Am Rande des Gipfels“ wollen jedenfalls die Hauptblockierer des Gatt, die USA, Japan und die EG, weiterverhandeln. In den Mittagspausen wiederum wollen die Regierungschefs sich abwechselnd „inoffiziell“ mit dem Vertreter der Blockfreien, Indonesiens Präsident Suharto, treffen. Der versucht zu erreichen, daß die Dritte Welt einen Platz am G-7-Tisch erhält. dri

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