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■ Press-SchlagSambias Auferstehung

„World-Cup dream lives on“ – so lautete die Hauptschlagzeile der Times of Zambia. Vor 50.000 außer Rand und Band geratenen Fans hatte Sambia in der Qualifikation für die WM 1994 in den USA Marokko mit 2:1 geschlagen. Nachdem es lange Zeit unentschieden gestanden hatte, hatten die südafrikanischen Kicker in den letzten 20 Minuten des von unzähligen Fouls geprägten Matches zu einem begeisternden Sturmlauf angesetzt. Als dann in der 85. Minute ausgerechnet Douglas Mwamba, jüngster Spieler und neuer Fußballgott der Nation, mit einem fulminanten Distanzschuß den Siegtreffer erzielte, gab es kein Halten mehr – das Fußballfest war perfekt.

Und wirklich darf man von einer Sensation sprechen, hatten sich doch wenige Wochen zuvor ganz andere Szenen im Unabhängigkeitsstadion abgespielt. Auch damals war die Arena in der Hauptstadt Lusaka bis auf den letzen Platz gefüllt. Weitere 200.000 drängten sich vor den Toren. Die Stimmung war gedrückt, viele der Anwesenden hatten Tränen in den Augen. Im Stadion selbst beherrschte eine düstere Szenerie das Bild. Torpfosten und Begrenzungslinien waren schwarz eingefärbt – sogar die Eckfahnen standen auf Halbmast. Auf dem Rasen waren 30 Särge aufgebahrt, jeder mit einer Nationalflagge bedeckt. Selbst Präsident Chiluba brach während seiner Ansprache von Weinkrämpfen geschüttelt mehrmals zusammen und mußte die Rede zuletzt von seinem Innenminister verlesen lassen. Genau eine Woche zuvor, am 28. April, war die sambische Fußball-Nationalmannschaft auf dem Weg zum WM-Qualifikationsspiel in Senegal vor der Küste Gabuns ins Meer gestürzt. Mit dem Tod von 21 Ballkünstlern und 9 Begleitpersonen waren die Hoffnungen einer ganzen Nation auf einen Schlag zunichte gemacht. Die posthum offiziell zu „Helden“ erklärten Spieler standen kurz vor der Qualifikation sowohl für den Afrika-Cup als auch für die Weltmeisterschaft.

Doch die Zeit zum Trauern war kurz. Die unerbittliche FIFA drängte auf Einhaltung des Zeitplanes. In aller Hast stampfte Sambia ein neues Team um den in Eindhoven spielenden Kalusha Bwalya, der nicht an Bord der Unglücksmaschine war, aus dem Boden. Ein paar Trainingseinheiten wurden vor Tausenden kritischen Zuschauern absolviert, dann folgten drei Freundschaftsspiele gegen den alten Angstgegner Malawi. Nach einer Niederlage und einem Unentschieden gewann Sambia schließlich das dritte Match in einem nervenaufreibenden Kampf 4:2. „Wie Phönix aus der Asche sind sie aufgestiegen – wir haben wieder ein Team“ titelte am nächsten Tag die Times of Zambia. Besonders jener Douglas Mwamba, der 19jährige Rechtsaußen, hatte sich mit zwei Toren ins Herz der Nation gespielt. Vergleiche mit Pelé oder Marco van Basten wurden laut.

Endgültige Euphorie brach aus, als bekannt wurde, daß Dänemark die neuen Helden zu einem sechswöchigen Trainingslager einlädt – Entwicklungshilfe in Sachen Fußball. „Danach kann uns nichts mehr passieren – Amerika, wir kommen“, so der Tenor in der Bevölkerung.

Daß das junge Team diesem Anspruch gerecht werden kann, hat es in seiner ersten Bewährungsprobe bravourös unter Beweis gestellt. Wie es weitergeht, wird die Zukunft zeigen. Am 8. August müssen die „Zauberer der Nation“ gegen Senegal antreten. Fest steht jedoch jetzt schon, daß die Jungs einen phantastischen Anblick im Silverdome zu Detroit abgeben würden. Jens Tittmann

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