Richtung Arkansas

■ „One False Move“ von Carl Franklin Ein erfreulich brachiales Debut

Umstandslos und rasant, mit großer Liebe zum Genrekino, tritt Carl Franklin mit seinem Erstlingswerk „One False Move“ auf den Plan. Wie ein gutes Schachspiel drängt es Zug um Zug auf den Abgrund zu; eine falsche Bewegung, und er ist da. Schwarzweiß und genau vorgezeichnet ist die eiserne Symmetrie der Figuren; gnadenlos werden die ersten Bauernopfer vom Feld gewischt. Ray Malcolm (umwerfend: Bill Paxton), ein nervöser weißer Hai, mit kariertem Hemd und zitternder Knarre, schießt sich an der Seite eines angewiderten schwarzen Drogenhändlers den Weg frei durch eine Geburtstagsparty in Los Angeles (wer kommt auch auf die alberne Idee, in Los Angeles seinen Geburtstag zu feiern). An der Seite von killer blanc und killer noir steht die Dame Fantasia, eine Mulattin, die das Gute will, aber stets, langbeinig und ein bißchen dappert, das Böse schafft. Ein Video von der „Geburtstagsfete cum Blutbad“ ist's, das zwei Cops auf die Fährte des Trio Infernale setzt. Alle ziehen Zug um Zug nach Star City in Arkansas.

Hotelzimmer mit fettglänzenden, schweinsledern eingebundenen Bibeln, Straßenstaub, Verletzungen, die nicht abheilen, und Blut, Schweiß und Tränen sind die Ingredenzien dieses – man möchte fast sagen „ehrlichen“ Films.

Der Countdown läuft. Die Zeitungen haben Rays und Plutos Steckbriefe gebracht, und der Sheriff der kleinen Stadt Star City, ein gewisser Dale „Hurricane“ Dixon, mit dem nicht zu spaßen ist, bereitet sich genüßlich auf die Ankunft der drei vor. Schlafende Hunde werden wach. Es kommt zum erneuten Schußwechsel in einem Drugstore; die Bande trennt sich, ein Kind kommt ins Spiel.

Wer „Dog Day Afternoon“ in seiner ganzen nervenaufreibenden Zähigkeit und Verzweiflung mochte, ist hier bestens bedient. mn

Carl Franklin: „One False Move“. Mit Bill Paxton, Billy Bob Thornton, Cynda Williams. USA, 1992, 110 Min.