■ Das Portrait
: Hans-Ludwig Zachert

BKA-Mann im Kreuzfeuer Foto: Poly-Press

Bei seinem Amtsantritt im März 1990 bezeichnete der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble den neuen Präsidenten des Bundeskriminalamts, Hans-Ludwig Zachert, als ein „Novum“ und „Eigengewächs“. Er war nämlich der erste BKA-Chef, der seine Polizeilaufbahn in der Behörde begonnen hatte, um sie dann als 53jähriger zu übernehmen.

Zachert wurde am 12. April 1937 in Japan geboren. 1947 übersiedelte die Familie nach Deutschland. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften ging er am 1. November 1965 ins Bundeskriminalamt. In Sachen RAF war Zachert immer ein Hardliner. Während neben anderem der ehemalige Justizminister Klaus Kinkel davon ausging, daß das Problem zu lösen wäre, wenn man humanere Haft- und Entlassungsbedingungen schüfe, zeigten sich Zachert und auch der Generalbundesanwalt Alexander von Stahl als unversöhnlich. Bevor irgendwelche Lockerungen zugelassen werden könnten, müßten „aus sicherheitspolizeilicher Sicht“ Garantien geschaffen werden, daß nicht mehr gebombt würde. Für Zachert stand auch fest, daß die Zusammenlegung in Kleinstgruppen in Lübeck, Köln-Ossendorf und Celle „zu keinem erkennbaren Signal im Sinne einer positiven Einstellungsänderung der Inhaftierten geführt hat“. Das sagte er 1991, also noch vor der RAF- Erklärung, in der dem bewaffneten Kampf prinzipiell eine Absage erteilt wurde.

Seine geringen Erfolge bei der RAF-Fahndung schob Zachert u.a. dem geltenden Strafprozeßrecht in die Schuhe. Zachert: „Jede Gerichtsverhandlung war eine Lehrstunde der Kriminalistik für die Terroristen, was man alles tun muß, um nicht aufzufallen und überführt zu werden. Wir haben gleichsam unser Pulver vor Gericht verschossen.“

Immer haderte der BKA- Chef mit den Kompetenzbeschneidungen „durch den Datenschutz und die Fortentwicklung des Rechts“. Entsprechend ist er auch für den umstrittenen „großen Lauschangriff“. Wenn es darum geht, ob es künftig erlaubt sein solle, Gespräche in privaten Wohnungen abzuhören, spricht der oberste Kriminaler lieber vornehm von „elektronischer Aufklärung“ oder „elektronischer Überwachung“. Zachert ist davon überzeugt, daß nur der Lauschangriff die Abschottung krimineller Organisationen durchbrechen könne. ja