Krieg aus Kindersicht

■ Kongreß von Kinderpsychologen im September in Hamburg geplant

Manchmal könne er fast gar nicht helfen. Erst am Morgen habe er einen Notfall bekommen, ein 16jähriger Junge von der Elfenbeinküste, dem es sehr schlecht geht, weil sein Aufenthaltsstatus ungewiß ist. Der Kinderpsychologe Hubertus Adam schilderte gestern im Rathaus, wie es um die psychische Versorgung der 3.000 minderjährigen Flüchtlinge in Hamburg steht. Die Problematik in den Einrichtungen dramatisiere sich, Einzelfälle, bei denen Jugendliche suizidal oder aggressiv reagieren, würden immer häufiger.

Hubertus Adam von der Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKE gehört dem vierköpfigen Organisationsteam an, das für den 26. bis 29. September einen internationalen Expertenkongreß „Kinder als Opfer von Krieg und Verfolgung“ vorbereitet hat. „Wir wissen viel zu wenig darüber, wie Kinder mit den schrecklichen Erlebnissen umgehen“, erklärte sein Kollege Professor Peter Riedesser bei der Vorstellung des Programms. Zu dem Kongress werden Kinderärzte, Psychologen, Psychoanalytiker und Pädagogen aus 40 Ländern erwartet.

Im Mittelpunkt stehen Vorträge zur Situation von Holocaust-Kindern, zur Psyche von Kindern aus aktuellen Krisengebieten wie dem ehemaligen Jugoslawien oder Somalia, aber auch die Situation der momentan rund 3000 Flüchtlingskinder in Hamburg. „Das Kind soll zum Subjekt der Diskussion werden“, meinte Riedesser. „Wir wollen letztendlich erreichen, daß Krieg in erster Linie mit dem Leid von Kindern und nicht mit irgendeinem verblasenen Heldentum assoziiert wird.“

Dabei hoffe man besonders auf den Erfahrungsaustausch mit Psychotherapeuten aus Ländern wie Chile und Argentinien, die Erfahrung mit der Aufarbeitung der Folgen des Militärterrors haben. Damit auch vielen Ärzten aus der sogenannten Dritten Welt die Teilnahme ermöglicht wird, werden Sponsoren gesucht, die Reisekosten übernehmen. kaj