FU auf der Suche nach Karteileichen

■ Wissenschaftssenator droht LangzeitstudentInnen mit Zwangsexmatrikulation / FU plant abgemilderte Regelung

„Zwangsexmatrikulation“ und „Verlust des Prüfungsanspruchs“ lauten die Drohungen von Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) gegenüber Langzeitstudierenden. Eine „Alternative“ plant nach Darstellung ihres Pressesprechers Christian Walther die Freie Universität. Mit einer Änderung der Hochschulordnung sollen Studierende künftig verpflichtet werden, bei der Rückmeldung für höhere Semester eine Bescheinigung zum Stand des Studiums vorzulegen, ausgestellt von der Studienberatung oder dem Prüfungsausschuß.

Dem Akademischen Senat der FU liegen die verschärften Rückmeldebedingungen erst als Entwurf vor. Momentan müssen dem Rückmeldungsformular nur ein Versicherungsnachweis und ein Zahlungsbeleg für die Semestergebühren beigefügt werden.

Trotzdem erproben einzelne Fachbereiche bereits jetzt die Wirkung der noch nicht gültigen Regelung. So erhielten am Fachbereich Germanistik der Freien Universität Studierende mit mehr als 18 Semestern ein Schreiben des Dekans, in dem sie zu einem Gespräch mit einem/einer Prüfungsberechtigten aufgefordert werden. „Um Ihnen und uns eine gewisse Verbindlichkeit zu sichern“, werde das Immatrikulationsbüro der Uni den Rückmeldeantrag erst bearbeiten, wenn sie eine Bescheinigung über dieses Gespräch vorlegten.

Der derzeitige Dekan des Fachbereichs Germanistik, Gerhard Spellerberg, verweist auf vorangegangene Aktionen der ProfessorInnen, deren Resonanz bei den Langzeitstudierenden „gleich Null“ gewesen sei. „Freiwillige Angebote fruchten da gar nicht“, meint er.

Kerstin Meyer, studentisches Mitglied im Fachbereichsrat, berichtete der taz, daß viele aktive StudentInnen die Bemühung der Lehrenden um eine bessere Betreuung prinzipiell begrüßten. Einige arbeiteten an Vorschlägen für das Schreiben an die studentischen VeteranInnen mit. Doch für die jetzige Fassung mochten die StudentInnen im Fachbereichsrat nicht mehr ihre Hand heben. „Ich finde es entmündigend, davon auszugehen, daß man StudentInnen zu ihrem Glück zwingen muß“, meint Kerstin Meyer. Sie fragt sich, was das vordringliche Motiv der ProfessorInnen für die Aktion sei. „Wollen sie vor allem durch Betreuung Ängste abbauen oder eher die Statistik bereinigen?“ Matthias Fink