Vier Sender im Koitus kulturalis

■ 3sat jetzt mit ARD – aber ohne Satiremagazin „Kaos“

„Mir gefällt's immer besser“, schilderte Dieter Stolte sein neues 3sat-Erlebnis, „und wenn jetzt die Dritten Programme auch noch beitreten, würde es mir ganz hervorragend gefallen.“ Das breite Grienen des ZDF-Chefs machte seinen erschrockenen ARD-Nachbarn schnell klar, daß Euer Intendanz nur zu scherzen beliebte. Vorerst sind die vier Anstaltsleiter aus drei Ländern mit ihrem Werk zufrieden. Ab dem 1.12. wird das bisher dreiseitige Kulturprogramm 3sat mit „ARD-Aroma“ (ARD-Chef Plog) angereichert. Das Erste darf künftig ein Drittel für den Satellitenkanal zuliefern und stellt dafür sein Eins Plus ein. Den neuen 3sat- Vertrag unterzeichneten die Bosse von ARD, ZDF, ORF (Österreich) und SRG (Schweiz) am Donnerstag auf dem Mainzer Lerchenberg. Oberstes Ziel der medialen Vereinigung: Sparen in schweren Zeiten. Über 20 Millionen Mark jährlich will die ARD weniger ausgeben, die Hälfte ihres Eins-Plus-Etats. Das ZDF-Sparvolumen liegt bei etwa 15 Millionen Mark. Weitere Kostensenkungen sollen folgen. So würden die Kanalarbeiter gerne die 3sat- Satellitenverbreitung schnellstmöglich auf den Luxemburger „Astra“ beschränken. Doch die Verträge von Eins Plus und 3sat für die deutschen Telecom-Satelliten „TV-Sat“ und „Kopernikus“ laufen noch bis Ende 1994. Jetzt verhandeln die Sender über eine frühere Kündigung.

Die technische und programmliche Federführung behält weiter das ZDF. Der altgediente 3sat- Koordinator Walter Konrad genießt jetzt auch das Vertrauen der ARD, die den Vize stellen wird. Der wird vom Südwestfunk kommen. Dem bisher für Eins Plus zuständigen SWF wurde als Trostpflaster die Verantwortung für die ARD-Zulieferung an 3sat überlassen. Das 3sat-Angebot wird durch den ARD-Einstieg ausgeweitet, ein ausgewachsenes Vollprogramm von neun Uhr bis mindestens Mitternacht. Am Programmprofil wird sich dennoch nicht so viel ändern. Hauptsächlich mit Wiederholungen wollen die Damen und Herren vom Ersten zunächst ihren 30prozentigen Anteil an dem Satellitenkanal bestreiten: Es grüßen alte Bekannte wie „Tagesschau“, „Boulevard Bio“, Talkshows aus den Dritten sowie die ARD/ZDF-Morgen- und Mittagsmagazine.

Aus dem alten 3sat-Programm gekippt wird unter anderem „Kaos“. Das ostdeutsche Satiremagazin wurde erst kürzlich mit der bedeutendsten Fernsehtrophäe, dem Grimme-Preis, gekürt. Kein Hinderungsgrund für das produzierende ZDF. Haushaltskürzungen, nicht hausinterne Kritik an „Kaos“ sollen der Grund für die Absetzung sein. Christoph Heinzle