■ Weg isser!
: Das Ende der kleinen Gefallen

Aachen (taz) – Erst wenn der Wagen weg ist, merkt man, wie sehr so ein Auto den Alltag bestimmt hat. Der Schlüsselbund ist schön klein geworden, beult die Hosentasche nicht mehr aus. Keine wieder mal verschwundenen Wagenpapiere mehr, keine Ersatzteilsuche, Reparaturnervereien, Werkstattermine. Letzte Nachlaß-Verwaltungsvorgänge sind erledigt: Die Autorechtsschutz-Versicherung gekündigt, für den Auslandsschutzbrief um Rückerstattung gebeten. Die Haftpflicht zahlt anteilig von selbst zurück, ebenso die Steuer.

Einen Tag bin ich ohne, da ruft Norbert an: Ob ich heute abend die Sachen mitnehmen könne zum Treffen, sei ja alles so schwer und sperrig, und der Kombi sei da doch ideal... Der kleine Umweg, ist doch in ein paar Minuten verstaut... Genüßlich lasse ich ihn ausreden, um genauso genüßlich abzusagen.

Klar, sonst hätte ich ja gesagt, wäre kein Problem gewesen. Eigentlich. Nur die Folgen hätte ich zu tragen gehabt: Umweg fahren, schleppen, schwitzen, Sachen rein, Sachen raus. Dann steht der Wagen in der Stadt. Nach ein paar Bier bleibt er da. Am nächsten Morgen ihn per Fahrrad holen und mit Norbert (oder anderen) streiten, wer jetzt die Knolle fürs Falschparken bezahlt.

Wie oft ist so was vorgekommen: Kann ich deinen Wagen für den Umzug haben? Kannst du für uns vom Großmarkt ein paar Kästen Bier mitbringen oder: Kann ich deinen Wagen heute abend mal leihen – gern, sicher, logo, brauch ihn ja im Moment grad nicht.

Aber dann die Detailorganisation: Schlüsselübergabe, wo geparkt, Schlüsselrückgabe, schließlich vergessene Sachen zurückbringen oder abholen lassen, Anruf: Anrufbeantworter, Rückruf: dito, schließlich Termin machen oder bei der Arbeit stören lassen, darüber dann Spritgeld vergessen. Und der Tank ist leer. Schluß damit. Bernd Müllender

Aus dem Tagebuch eines neuerdings autolosen Menschen, Teil 2