Neue Forschungen über Rosten im All

■ Wissenschaftler basteln für Discovery

Neue Forschungen

über Rosten im All

Wissenschaftler basteln für Discovery

Vor dem Start der US-Weltraumfähre „Discovery“ am 17. Juli fiebern Wissenschaftler der Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig einem neuen Experiment entgegen: Im Institut für Flugführung wurde der Weltraum-Versuch Sesam entwickelt, um Korrosionsvorgänge im All zu erforschen. Denn seit dem ersten Weltraumflug in den 50er Jahren seien viele Experimente gescheitert, weil die Optiken der Beobachtungsgeräte „blind“ wurden, teilte das Institut mit.

Im Gegensatz zur weit verbreiteten Vorstellung, daß im Weltraum ein absolutes Vakuum herrscht, befindet sich in den Umlaufbahnen des Space-Shuttles in etwa 300 Kilometern Höhe ein hoher Anteil von aggressivem atomaren Sauerstoff, der Werkstoffe wie Glas zerstört. Stark gefährdet seien etwa die Flächen von Beobachtungsobjektiven in den Erdfernerkundungsgeräten, wie sie zur Erforschung des Ozonlochs eingesetzt werden. Im schlimmsten Fall, so hieß es von der DLR, korrodieren die Optiken so stark, daß man nur noch ein unscharfes Bild von der Erde erhält.

Im April 1993 flog ein DLR- Team mit Glasproben im Wert von mehreren hunderttausend Mark zum Kennedy-Space-Center der NASA in Cape Canaveral. Dort wurden die Proben, die den Weltraumbedingungen ausgesetzt werden sollen, in den Satelliten ASTRO-SPAS eingebaut. Die Gläser — unter anderem von der Rollei-Fototechnic und der Jenoptik — werden nach der Mission wieder eingesammelt, das Braunschweiger Institut untersucht die Korrosionseffekte.

Die Gläser sind so fein geschliffen, daß ihre Oberfläche — vergrößert auf ein Fußballfeld — nur Unebenheiten von zwei Millimetern aufweisen würde. Ziel des Experimentes ist, aus den Beschädigungen nach dem Mitflug in dem ausgesetzten und wieder eingefangenen Satelliten Daten für die Entwicklung von besonders korrosionsfesten Werkstoffen zu gewinnen. dpa