Weniger Gesundheit für Frauen

■ Sparkurs trifft Projekte hart: Aus für Frauenhaus, Lesbenberatung und Feministisches Gesundheitszentrum

Seit 20 Jahren berät das Feministische Frauen Gesundheitszentrum (FFGZ) in der Bamberger Straße Frauen nicht nur vor und nach gynäkologischen Eingriffen, bei ungewollter Kinderlosigkeit oder gesundheitlichen Problemen nach sexueller Gewalt. Auch allgemeine gesundheitliche Beratung, Unterstützung von Selbsthilfeansätzen und Verhütungsberatung gehören zum Programm sowie Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen. 6.000 Frauen nahmen diese Angebote im vergangenen Jahr wahr.

Obwohl das FFGZ damit zum Vorbild von rund 30 Frauengesundheitszentren in anderen Städten der Bundesrepublik geworden ist, soll es im nächsten Jahr nicht mehr gefördert werden. Bisher erhielt es eine Teilbedarfsfinanzierung von 244.000 Mark für Miete, Sach- und Personalkosten. Der Wegfall der Mittel würde für das Zentrum die Schließung bedeuten, da es über keine laufenden Einnahmen verfügt.

„Von den Streichungen in der Gesundheitsverwaltung sind insbesondere Frauenprojekte betroffen“, kritisiert Sylvia Groth, Mitarbeiterin des FFGZ. Im Zusammenhang mit den Veränderungen zum Paragraph 218 werde damit eine Politik gegen Frauen fortgesetzt, der Bereich Frauengesundheitspolitik ersatzlos gestrichen. Mit den Errungenschaften der Frauenbewegung werde auch deren innovative Kraft zerschlagen.

Insgesamt fünf Projekten im Gesundheitsbereich werden laut Senatsbeschluß vom 22. Juni ab nächstem Jahr die Mittel gestrichen. Unter diesen sind außer dem FFGZ noch das Geburtshaus und die Lesbenberatung. Diese muß zum Jahresende schließen, nachdem vorher bereits ihr Aids- Schwerpunkt gestrichen wurde.

„Das hat aber nichts damit zu tun, die Frauengesundheitsförderung nicht mehr unterstützen zu wollen“, sagt Joachim Strunk, Abteilungsleiter für Krankenhauswesen. Vielmehr habe man sich entschieden, die Zuwendungsempfänger von der Liste zu streichen, deren Arbeit zwar wünschenswert, aber keine Pflichtaufgabe des Staates sei. Alternativ hätte man bei allen Trägern einen bestimmten Prozentsatz einsparen können. „Ob die Liste endgültig ist, bleibt aber der Letztentscheidung des Abgeordnetenhauses zum Haushalt überlassen.“ cor