Engelbecken-Wagenburg soll bald umziehen

■ Auch andere Siedlungen sind bedroht

Die Tage der Wagenburg am Engelbecken zwischen Kreuzberg und Bezirk Mitte sind gezählt. Laut einem Senatsbeschluß sollen die etwa 40 Bewohner samt ihren Bau- und Lastwagen das Terrain an der Waldemarstraße räumen und im Herbst an den Stadtrand zwischen Pankow und Karow ziehen. Diese Nachricht ist für die Betroffenen nicht sehr überraschend, stößt aber trotzdem auf Empörung. „Wir lassen uns nicht wegputzen“, sagte ein Bewohner, „das nehmen wir nicht hin.“

Die Wagenburg, eine von etwa acht in der Stadt, existiert an dieser Stelle schon seit 1987. Im Herbst 1991 gestand das Bezirksamt Mitte ihr eine zweijährige Schonzeit zu, die nun ausläuft. „Am Engelbecken sind Sportstätten und Spielplätze geplant“, begründete ein Sprecher der Finanzverwaltung die Senatsentscheidung.

Folgt man den Stellungnahmen verschiedener Politiker, sind die geplanten Sportstätten ein willkommener Vorwand, um endlich das Problem Wagenburg im innerstädtischen Bereich zu lösen. Der Sprecher der Innenverwaltung, Christoph Bonfert, bezeichnete die Siedlung gegenüber der B.Z. am Sonntag als „Belastung im Herzen der Stadt“. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU- Fraktion, Dieter Hapel, gab noch eins drauf. In seiner Presseerklärung heißt es: „Spielplätze und Sportstätten sind für Kreuzberg viel wichtiger als dieses Chaoten- Dorf, das nicht nur einer der schlimmsten innerstädtischen Schandflecke Berlins ist, sondern auch eine ständige Umweltgefährdung und Brandgefahr darstellt.“ Die Räumung solle der Senat dazu nutzen, auch für die anderen Wagenburgen der Stadt eine „tragfähige Konzeption“ zu entwickeln. Denn, so Hapel pauschal, es seien „bewohnte Müllkippen“.

Bei Stellungnahmen wie dieser ist allerdings zu befürchten, daß es zu einem Schulterschluß aller Wagenburgen mit dem auch von ihnen ungeliebten Engelbecken kommt. Wahrscheinlich ist, daß die Stimmung sich radikalisiert. Die Sprecher der Engelbecken-Wagenburg, Bruder Kamillus und Schwester Maria, haben schon im Frühjahr betont, daß sie bereit sind umzuziehen, „allerdings nicht in ferne Außenbezirke“. Der geplante Standplatz in der Pankgrafenstraße „ziehe Faschos“ geradezu an, sagte gestern ein Bewohner. aku