Mit Rambo-Manieren gegen Philosophen

■ Umstrittene Wachschützer der FU waren wieder im Einsatz: Dozenten und Studenten entgehen nur knapp dem Rauswurf

Auch die Professoren bleiben von den neuen rauhen Sitten an der Freien Universität (FU) nicht verschont. Eine fünfköpfige Truppe in schwarzen Lederjacken versuchte kürzlich, den Philosophen Wolfgang Fritz Haug aus seinem eigenen Büro hinauszuwerfen. Haugs Hinweis, er gehöre der Institutsleitung an, interessierte die Wachschützer nicht. Sie beharrten auf dem Ende der Sitzung. Haug hatte am Mittwoch mit drei weiteren Philosophiedozenten und drei Studierenden in seinem „Antikenprojekt“ Platon gelesen.

Die Situation klärte sich erst, als der Verwaltungsleiter der FU, Kurt Zegenhagen, seine Truppe zurückpfiff. Die Studierenden verlangen in einem Brief von Präsident Gerlach nun die Aufklärung des Vorfalls. Die Männer seien aufgetreten wie ein „SA-Rollkommando“. Es sei ein Skandal, daß „eine regelmäßige akademische Zusammenkunft ohne erkennbaren Grund unter Androhung blanker Gewalt aufgelöst wird“. Erst vor einigen Wochen waren Angehörige privater Wachschutzunternehmen mit körperlicher Gewalt gegen Studierende vorgegangen, um ein besetztes Gebäude zu räumen.

Die Wachschutzfirmen würden „selbstverständlich weiter eingesetzt“, sagte der Sprecher der FU, Christian Walther, zu dem neuen Vorkommnis. Er gebe keine Auskunft darüber, wie viele der Wachschutzleute auf dem Campus seien. Statt Polizei setze die FU „für sehr viel Geld die zivilere Variante von Wachschutz ein“. Das koste mehrere hunderttausend Mark im Jahr. Zum Auftreten der Hauspolizei sagte Walther: „Das machen die vielleicht nicht immer in der verbindlichen Form.“ Geschehe dies öfter, würde man auf so eine Firma nicht mehr zurückgreifen.

Offenbar fehlt den Wachschützern jede Ahnung von universitärer Gepflogenheit und dem Gefüge der Hochschule. Die Männer hätten seine Aufforderung, sich zu legitimieren, höhnisch quittiert: Sie bräuchten das nicht, zitierte Wolfgang Fritz Haug die Wachschützer. „Die haben uns Angst eingejagt“, sagte der Philospoh zur taz. Als Wachschutz seien sie nicht identifizierbar gewesen. Von der Physiognomie her hätten sie „zwischen Skins und militärischer Truppe“ gelegen. Haug habe sofort den Eindruck gehabt, „daß die von Menschenrechten nichts wissen oder nichts halten“. Der ganze Stil des Auftretens habe ihn „an ganz andere Zeiten erinnert, als der Rechtsstaat abgeschafft wurde“. Der Präsident der FU, Johann Gerlach, ist Rechtsprofessor. Er habe deutlich gemacht, sagte FU-Sprecher Walther, daß er das Hausrecht weiter wahrnehme. cif